Dr. Peter Christoph Lobner

Dr. Peter Christoph Lobner

Dr. Peter Christoph Lobner

Das Charisma und Karma des Psychotherapeuten

1. Teil: Existentiale, spirituelle und ethische Bezüge des Psychotherapeutseins heute

In der Mythologie, in der Literatur, in der Theologie, in der Philosophie und erst recht in der Musik und in der Malerei und Bildhauerei ist es dasselbe, nichts ist wie es scheint und doch ist auch alles genau so, wie es anzusehen, anzuhören und zu erfassen ist. In einer poetischen oder existentiellen oder spirituellen Haltung zu Leben und Sterben relativiert sich das Gewisse und eröffnet sich das Unerwartbare.

Der zuletzt erkennende Geist

Es ist der eigene Geist, der begreift, der ansteht, der nachgrübelt, der nicht locker läßt und Voila! aus dem schon fast aufgegebenen Ziel wird doch zuletzt ein Sieg! Die entscheidende Frage ist, wann einer jeweils das Letzte anberaumt. Dem Glücklichen schlägt keine Stunde und dem kleinen Kind auch nicht. Dabei ist zu bedenken, daß wir alle am Anfang ein kleines Kind waren und daß wir alle schon mehrmals glücklich waren. Volksmund, Tugendlehre der Klassiker, Spiritualität und die eigenen Einsichten und Erkenntnisse über Gott und die Welt treffen sich nicht nur am nahen Horizont, sondern sie sind immer schon konvergent gelaufen. Was wäre es anders für eine Zivilisation geworden? Wenn doch alle bei uns über 1000 Jahre das Reich Gottes höher gehalten haben als das Reich des Kaisers!

Die existentiale Konvergenz

Es muß der Geist des Christentums genug Inspiration und Elation ermöglichen, daß Instinkt und Intelligenz, Emotion und Intuition, das Profane und das Sakrale eine so haltbare und so kulturstiftende Vereinigung fanden, die einzige, in der alles Neue und alles Umwälzende geschehen konnte, was in der Wahrscheinlichkeit der Dinge hervorkommen könnte. Und was für ein genialer Schachzug, das Prinzip: „Gottes Reich vor dem Reich des Kaisers!“ Die unablässige Demonstration, daß die Kaiserkrone aus der Hand des Papstes empfangen wird. Wie im Alten Testament, wenn Elias einen Prophetenschüler zu Jehu schickt, um ihn in einem Nebenkammerl schnell zum König zu salben, während er seine Botschaft, seinen prophetischen Kriegsauftrag an den neuen König gleich klipp und klar macht. Er soll das Haus Ahab zerstören und Jezebel so gründlich vernichten, daß sie noch im Tod der Schande ausgesetzt ist.

Die Verantwortung für die Kontinuität als Akt der Liebespflicht und Weisheit

Was das Christentum zu so einem exquisiten Rahmen für schon 2000 Jahre Zivilisationsentwicklung zum Edleren macht, ist seine Achtung vor der Kontinuität. Wie in der Philosophie Aristoteles, Sokrates und Plato Fixsterne seit 2400 Jahren sind, reicht das Christentum dank des Alten Testaments noch ein gutes Stück weiter in die frühesten Überlieferungen von Philosophie und Religion und Mythologie aus den 1000 bis 3000 Jahren Mesopotamiens, Persiens, Ägyptens und des gesamten Mittelmeerraumes. Wie der Islam seine Kontinuität mit Judentum und Christentum leugnet und daher nicht in die Neuzeit hineinwachsen konnte, weil er die Altzeit verdorren ließ, so kam das Judentum in 1900 Jahren auch über die Diskontinuität der jesuanischen Sekte der Judenchristen, über das Schisma, das nichtsahnende,  im Duktus der Wahrung von Recht und Ordnung samt der Autorität der Orthodoxie routinemäßige, nicht hinaus aus der Gegenwart und in eine Zukunft hinein, von Generationen zu Generationen von Propheten, Predigern und Asketen. Es geht um den Übergang vom Vorher zu Nachher, das Jetzt. Im Mikrokosmos des Augenblicks nicht mehr, nur schneller als im Makrokosmos eines ganzen Lebens, in dem sich all die vergangenen Jetzte stapeln und die kommenden im Fenster winken, Hexen und Quälgeister viel öfter als Engel und Geister aus der Flasche.

Das Prophetische als Charisma der Aufklärung

Es kommt ihnen das Aufklärende zu als diejenigen, die verantwortlich sind für die Wirkung ihres Evangeliums, das, woran heute zu erinnern ist,  dezidiert und von Vornherein eine „frohe“ Botschaft in jedem Glauben war und nur so korrekt zu verstehen ist, durch alle Versuchungen, Anfechtungen und Verfolgungen, die über die Jahrhunderte tödlich ernst zu nehmen waren. Die Aufklärer – in anderer Perspektive das gespiegelt, was wesensgleich ist – mit einer prophetischen Botschaft oder Leidenschaft suchen, die Finsternis des Aberglaubens, der Magie, der Ammenmärchen und des Zeremoniells zu erleuchten mit dem Licht der aus Juda heraus gepredigten Lehre von der unbegrenzten Weite des Seelenraums, des Bewußtseins und der Wahrnehmung, und der damit einhergehenden voraussetzungslosen Art des unpersönlichen Liebens. Man kann auch sagen, des überpersönlichen Liebens, dann klingt es edler und süßer auch, ein Stück süßer zumindest, eine Nuance weniger Abschreckung als vor einer „unpersönlichen Art des Liebens“. Mir rinnt es eiskalt den Rücken hinunter. Wenn das die Temperatur von Liebe ist, wie verhält es sich dann mit gleichgültig? Und erfriert dann nicht alles in Reichweite von Abneigung und Feindschaft? Werden wir Aliens, bewegen wir uns von human zu humanoid hybrid? Suchen wir etwa die „unpersönliche Art von Frieden“? Vielmehr, die Frage stellt sich, sollten wir ihn suchen oder gleich beide von der unpersönlichen Art?

Das Irritans der „unpersönlichen“ Liebe

Ist das die universelle, sagen wir realer: die planetare Lehre von der von Vorherein gegebenen unbeschränkbaren Freiheit der Sicht? Von deren Vergessen in den Sorgen des Alltags und von deren Wiedererinnerung aufgrund der vielen Nächte des Untersuchens, des Erforschens, des Strebens und Ermüdens, des ganzen leidigen Sichdurchquälens? Durch Dick und Dünn? Bei jedem Wetter? Auch wenn man Schnupfen hat oder eine Grippe? Was soll ich sagen, ich hasse es, aus dem Haus zu gehen, wenn es zu kalt ist, feuchtkalt, daß einem das Blut aus den Fingern weicht, feuchtkalt wirklich kalt mit Gegenwind, bis zu Gegensturm, Schneewehensturm, noch schlimmer finde ich feuchtheiß, heiß zum ununterbrochenen Schwitzen beim Sitzen, das ist ein Fegefeuer, das man dazwischen, danach und davor nie mehr durchqueren müssen möchte.

Unentrinnbare Eingebundenheit

Aus dem Gewahrsein der unbedingten Freiheit des Selbst als Bewußtheitserfahrer und -beobachter ergibt sich als andere Facette desselben existentialen Moments, der Bedingungslosigkeit des Geistes, seine Allzugänglichkeit zu allem, seine Vielspurigkeit, seine Einschließung von allem, was wahrnehmbar ist in diesem grandiosen Spiel der Magnetik zwischen dem Pol des Bewußten, Gewußten, Wissentlichen und dem Pol des Unbewußten, des Ungewußten, Unwissentlichen. Ergibt sich die so und erst spät sich eröffnende apriorische existentiale Eingebundenheit in die Generationsfolge der Familienlinien, die als familiäres Dharma und Karma und Charisma definierbar ist, in dem wir agieren und in dem sich unser scheinbares Schicksal erfüllt. Meistens als die längste Zeit schon unerfüllt betrachtetes, in dem man gar nicht beantworten könnte, was ein erfülltes von einem unerfüllten Schicksal unterscheidet. Sie sind ein verkörperter Strom der Liebe von den Eltern zu den Kindern und von den Kindern zu den Eltern, dann die Großeltern und die Enkelkinder und so weiter rückwärts in die ganze Vergangenheit des Genpools und so weiter vorwärts in die ganze Zukunft bis zum letzten Sohn, der keinen Sohn mehr zeugt. Zugleich ist es ein Strom des Wissens und der Weisheit. Ein zweiarmiger Strom aus den zwei Quellen, die sich zu einer gemeinsamen vereint haben. Weil man das so tut.

Der dreifache Strom vom Anfang bis zum Ende

Es ist ein dreiarmiger Strom, selbstverständlich, ich hatte den Lebensstrom vergessen, der Liebe und Wissen und Weisheit erst in ihrer Entstehung und in ihrer Weitergabe ermöglicht. Neptun, Shiva, die 3 Yogagefäße, die drei Essenzen und die Dreifaltigkeit – zu der übrigens nicht Jesus, Maria und Gottvater gehören, sondern der Vater, der Sohn und der heilige Geist – und alle Beziehungssysteme über das Tandem hinaus, Familien und soziale Gruppen jeder Größe funktionieren nach dem Triadenprinzip. Täter-Opfer-Retter; Vater-Mutter-Kind; Alphaposition, Betaposition und Deltaposition; die Rollen der Zwei profilieren und etablieren sich erst im Zeugnis des Dritten. Zwei wäre zu viel Folie-à-deux, um die Seinigen vorwärts- und voranzubringen. Vier ergäbe zu viele Pattstellungen.

Sein wie die Kinder

Die Faszination des Psychotherapeuten, ist er einer aus Charisma für den Beruf als Berufung, ist das Authentische am Menschlichen, das wir als Kinder am allermeisten hatten und das wir an Kindern so gern miterleben, das reine, vertrauensvolle, alles als Gegebenes, Kommendes und Vergehendes Hinnehmen wie die Sonne und den Regen, die Hitze und die Kälte. Die Unvoreingenommenheit und Unbelastetheit des kleinen Kindes können wir nicht wieder aktivieren, sondern es ist eine andere, in der alles bitter, eitel oder stolz Festgehaltene sich nach und nach als des Festhaltens unwürdig erweist. Dazu gehört als Meta-Festhaltemethode das sich Sorgen Machen. „Mach‘ dir keine Sorgen, es wird schon werden!“ Ein fast schon altmodischer Ausdruck, der mich in letzter Zeit als geradezu lachhaft einfache Weisheitslehre beeindruckt, die in den Hütten wie in den Palästen alle gleich reich macht, wird sie beherzigt.

Mach dir keine Sorgen!

Das ist kein Koan, höchstens für blutige Anfänger, aber später nicht mehr.

Und das soll alles sein? Das soll klarer als klar und einfacher als einfach zu verstehen sein. Gut, das kann ich bestätigen, Die Logik ist schlagend.

Probieren geht über Studieren. Experiment 1: Eine Woche lang jeden Tag eine festgesetzte Zeitspanne keine Sorgen machen! Danach wissen Sie mehr. Mehr als Sie wissen sollten. Jedenfalls wollten. Sie hätten nicht gedacht, daß Sie sich fast ununterbrochen wegen irgendwas Sorgen machen, über die kleinsten Kleinigkeiten sogar, als wären Sie sorgensüchtig, Sorgoholiker, Sie leiden wohl an Sorgoholismus? Das ist behandelbar, aber der Behandler ist meistens selbst angesteckt und mehr oder weniger lebenslang Sorgoholiker. Wir reden hier nicht vom zwanghaften sich Sorgenmachen, wie man das üblicherweise als gestört erlebt, weil es einen so heftig bedrängt, daß es einem Zwang gleicht, der auf einen ausgeübt wird, das ist noch einmal was anderes. Experiment 2: Betreiben Sie es eisern einmal 4 Wochen lang jeden Tag, beginnen Sie mit 5 Minuten und steigern Sie sich auf 45 Minuten! Das geht sich in 4 Wochen leicht aus. Schreiben Sie sich jeden Tag auf, was Sie seit der letzten Aufzeichnung mitgekriegt haben von der Kunst des Sorgenmachens und auf Sorgen Verzichtens!

Soll man das Leben als Therapie führen?

Den Rest unserer Tage können wir dann mit einer eisernen Disziplin für die tägliche Übung von Meditation, Yoga und Taichichuan und sonstigen CAMs (Complimentary and Alternative Methods) für psychologische und psychotherapeutische Klienten verbringen, wie sie so zum Beispiel 2014 in einem von der APA (American Psychological Association) herausgegebenen Buch(1) eingeordnet werden. Zum weiteren Erforschen und Herausfinden benützen, was davon zu halten ist und wie man sich dazu stellen und verhalten soll, daß man zeit seines Erwachsenenlebens, jedenfalls ab dann, nur einmal alle heiligen Zeiten von allein ein Gefühl der Freiheit hatte oder eine Stimmung reiner Freude erlebt hat oder zu einer geduldigen milden Gelassenheit, in der man nichts nachläuft und vor nichts davonläuft, fand. Wenn man bedenkt das alle klassischen und humanistischen Psychotherapieschulen mit Verve und fundamentalistischer interner Selbstverständlichkeit Therapie als Mittel der persönlichen Reifung und Weiterentwicklung betrachten, ist ein „therapeutisches“ Leben sowieso Conditio sine qua non.

Alles wächst, weil es lebt, bis es stirbt

Graduell höhere Selbstbewußtheit erblüht einem so unvermeidlich und unlangweilig, wie die Entwicklung von Selbstsicherheit aus der Unsicherheit durch nichts Gezielteres geschieht, als es jedesmal wieder auf sich nehmen, wenn man vor Verlegenheit fast schon neben sich steht. Es entwickelt sich die Freude an der Selbstbehauptung und zusätzlich die Freude an der Selbstdarstellung auch für den klassisch verspotteten Dauerverlegenen, den die Erwachsenen in ihrem Herzenstakt fragen, warum er den rot geworden ist, wie er die Nachbarin auf der Straße grüßen mußte? Und als sie ihn dann was gefragt hat beim Haustor, sei er rot geworden bis unter die Haarwurzeln und habe die Schweißperlen auf der Stirn stehen gehabt. Es ist ein nicht endendes Aufwachsen und Größerwerden mit dem Vergehen der Wochen und Monate und Jahre für die Kinder, und es ist eines über die Jahre und Jahrzehnte für die Eltern und Großeltern. Die sie in 20 und 50 Jahren sein werden. Am Anfang ist es aufs Tun gerichtet, am Ende auf das Verstehen des Tuns und auf seine Dimensionen für einen Dauerdenker in einem Instinktleib. Kein Wunder, daß sie periodisch vom hybriden Zukunftsmenschen fabulieren und Ray Kurzweil das Datum für die Übernahme der Herrschaft der Maschinen über die menschliche Zivilisation vorausberechnet hat. Googlementalität ist so. Daß der Denker für den Tierkörper eine schlechte Besetzung ist, wird täglich indirekt referiert, wenn öffentlich alle von Gesundheitsfürsorge und Krankheitsbehandlung reden. Daß der Geist wie ein Schwein unter den Mißempfindungen und Mißliebigkeiten leidet, mit denen der Körper einen heimsucht, wissen wir, weil wir selbst bei mäßiger Krankheit und Gebrechlichkeit trotzdem ständig dem Risiko von Müdigkeit, Schlaffheit, Kraftlosigkeit, Erschöpfung ausgesetzt sind zugleich mit dem Risiko von Unruhe, Nervosität, Ängstlichkeit, Gereiztheit und sowohl Explosionslust als auch der zur Implosion. Weil er uns die Konzentration stört und die Stimmung verdirbt oder sie gar nicht aufkommen läßt.
Der Planet genauso, du meine Güte! Diese Ungleichverteilung der Ressourcen! Das fängt schon beim Klima an. Und die Mentalität erst, dort hacken sie sich gegenseitig den Kopf ab, da lassen sie Drohnen Raketen runterschießen und woanders spielen sie Kriegs- und Terrorspiele am Computer. Wo sie Welten zerstören und neue erschaffen. Ich glaube nicht, daß wir zuwenig Kinder haben sollten und die in Afrika zuviel. Und wir zuviel Smartphones und die in Nepal zuwenig. Man müßte ein weltumspannendes Meldungssystem in Echtzeit und Rotationseinsatzprinzip einführen, in dem globale lokale Bedarfsquoten an allem, dessen man Bedarf hat, schon während des Entstehens erhebbar sind, und mobile Lifehacker mit selbstfahrenden Goggle- und Apple-Autos und Flugzeugen und Elektrobooten bis in die entferntesten Winkel der Erde schicken, damit eine gerechte Quote für alle bei allem endlich doch erreicht werden kann! Logischerweise sind die Berechnungen zu kompliziert, daß Menschen die Ergebnisse noch mit Vektorräumen von zielführenden modularen Interventionsimpulsen zur Selbstorganisation in inklusiver und gendersensibler, nichthomo- oder transphober authentischer Selbstermächtigung zur Stärkung von Frauen und Mädchen im Zusammenhang erfassen könnten. Dafür gibt es Goggle und seine visionären Chefs und Pioniere, die schon die globale Registrierung der Geo- und Bio- und Verhaltens- und Kommunikationsdaten aller Menschen in Live-Abfrage und Vernetzung in einem parallelmultiversen Datenkosmos projektieren, in dem – Deus ex machina alles ohne Hexerei – die algorhithmisch bestmöglichen wirtschaftlichen, politischen und militärischen und humanitären samt sanitären Interventionen gebraut an die Quantensuppenoberfläche blubbern und wie Fettaugen abschöpfbar schaukeln. Die Abschöpfungsrechnologie operiert hinter einer mehrere Meter dicken Feuerwand, nach menschlichem Ermessen ist ein unbefugtes Dreinpfuschen, Hacker und sowas, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlicheit schon rein anlagemäßig kein Szenario. Untergebracht im Inneren eines Berges mit einem natürliche Höhlensystem, wo sonst, und mit allen international registrierten Beobachtungssatelliten in Kommunikation, ist eine nukleare Katastrophe für mehrere tausend Mitarbeiter und einen Expertenpool zu überstehen. Jetzt zum Vorteil des Projekts Weltsteuerung durch Googles Algorhithmen: Es werden einfach um Klassen bessere Entscheidungen gefällt, datengestützte erstens, machtpolitspielerisch irrelevante und daher unkorrumpierte zweitens, ohne Lobbyeinspruchsmöglichkeiten drittens, ideologieunabhängige viertens und fundamentalismusfreie fünftens und phobienfreie in alle Richtungen. Das statt der Mischung aus animalisch, neurotisch und wahnsinnig mit der kräftigen Würze von Bestechlichkeit und Betrügerei, die wir seit Jahrtausenden der Kriege, der Tyrannei und der Not kennen. Aber es sind Programme, die können nicht denken und sich nichts einfallen lassen, was ganz was anderes ist oder rein aus dem untrüglichen Gefühl gegen jede Vernunft entscheiden und im Nachhinein erkennen, worauf man unbewußt bezogen gewesen sein mußte, um das unvernünftige Risiko in Kauf zu nehmen! Die Programme werden von Programmierern geschrieben, da sind Bibliotheken, an denen zigtausende Schreiber zigtausende Stunden sitzen, nur die besten der besten Schreiber, aus aller Welt zugeschalten. Da bildet sich eine derart hochhonzentrierte Schwarmintelligenzwolke, da können ohne Vorwarnung Quantensprünge der Technologie und Organisationskultur emergieren. Und angefangen wird einmal mit der Gesundheit und der Fitness. Daran ist nun wirklich nichts auszusetzen, im Gegenteil, die Gesundheitssysteme verschlingen Abermilliarden.
Eine solche Diskussion auch in weniger ironischer Fasson zu führen, muß einem einmal ganz einfach zu dumm geworden sein und das hoffentlich schon vor ziemlich langer Zeit. Wenn man sich dem Charisma des Verstehens des Bewußtseins, des Selbstseins und des Daseins teilhaftig glaubt. Vielleicht pflegt man nur seine Eitelkeit mit der Überlegenheit des Status Träger des Charismas des Psychotherapeuten, dritten Grades, mit Dornenkrone und Lorbeerlaub. Eine von einer Szene wiederbeschworene Weltanschauungsmode, die man selbst in der Jugend im Original getragen hat, ist nur mehr ein Stil der Saison. Die Originalträger haben darin und daraus geistig gelebt und Gott ins Auge zu schauen versucht, heute geht es darum, daß jemand ein Auge auf einen wirft. Leben kann man aus der Jeansmode sowenig wie aus der philosophischen. Das geht nur aus Überzeugung, dem begrifflichen Tarantelsignal für Heutige.
Huach, Oida! Bin i gangen voll überzeugt, mir nix passiert in Prater, ich voll-cool und fett, hab ich eine Batterie in Pappn ghabt, daß zwei Zähne kaputt. Abgebrochen, wie ich bin gestürzt beim Abhaun, über Treppe, weil der Tschusch hat gehabt ein Messer. Jetzt geh ich Prater null überzeugt, aber mit Puffn, eh! Und Messer in Cowboystiefel!

Die Sensibilität für Manipulation

Man kann es emotionale Intelligenz nennen und Empathie für interaktive und kommunikative Phänomenologik, es bedeutet hinhören und verstehen was woher kommend gesagt oder gezeigt wird, die Vorstellungsketten und die Herstellungsschritte der Idee, des Worts, des Blicks. Das Woher, Wohin und Wofür allen von anderen wahrnehmbaren Tuns, das sind die direkt Angesprochenen, eine überschaubare Anzahl, die zu x, y, z veranlaßt werden sollen, aber nicht auf die Idee von a, b, c kommen. Das sind in weiter werdenden Bühnenhorizonten letztlich alle jemals Gewesenen und alle je sein Werdenden, und eine Art Summation aus allen Zeugen wo auch immer und welcher Herkunft auch immer, in ihrer geballten universellen Würde und Weisheit und Autorität. Je heftiger und infamer die Manipulation, desto gültigere Zeugen muß es geben, daß alles freiwillig war. Manche haben das Manipulieren im Blut, wie den Charme, die Kunst des Kompliments, die passende Art des Errötens für den richtigen Moment, das so herzliche und einladende Lächeln, das jeder als erste Liebeserklärung mißversteht, bis er merkt, jeder Fremde kriegt das genauso zuckersüße verheißungsvolle, sogar mit Glockenklang. Für sie ist alle Welt Bühne und der Horizont begrenzt ihnen den Zuschauerraum nicht, so wie wir alle in die tiefe Weite des Raums hinausgerichtet sind, wenn wir Gewissensfragen in uns tragen. Sie dürfen als charismatische Schauspieler verstanden werden, die nur keiner ins Studio geholt hat. Der Zauber des Verführens in der Rolle des Jägers mit dem dankbaren Wild, das sich aufdrängt, wenn es merkt, daß man denn lüstern nach der Jagd werden möchte, ist seit Casanova abgehandelt.

Der Zauber des Verführtwerdens

Sich verführen zu lassen, ist extra alles mögliche selten zu Formulierende an Süßem, Intimen, Verzaubertem, Lebensverehrendem, einer Trance, einer von vielen Trancen von der Verführung auf den ersten Blick über die nach der ersten Stunde des konsequenten Werbens, der Verfolgung des blond busig hellblauen Mädchens durch die halbe Großstadt und sie wird meine Freundin, das ist Männergeschmack. Die schönste – alles in allem und unterm Strich, wenn auch nur die mit dem zweitgrößten Busen – in der Abschlußklasse. Zwei Jahre früher, mit 16, die Allerschönste im Feriencamp im Süden, die langschwarzhaarige blauäugige 17Jährige, die mir als ferne Göttin erschienen war – und doch so nah in ihrer fernen Göttlichkeit wie nasse Haare und fröstelnde goldene Haut in einem zitronengelben Bikini. Nein, was einem im Altwerden alles wieder einfällt: Schon in der Zugfahrt gab es heavy Petting radikal, schon wieder ein Fall des ersten Blicks. Sie hat sich nur den am besten hippiegestylten, mit den langen Haaren, unter den ältesten Burschen schon im Zug gesichert. Hätte einem 16Jährigen, der alles Glück und Abenteuer und die Verzweiflung der ersten großen Liebe durchlebt und durchleidet diese Auskunft genützt. Sie hätte ihn die weibliche Prostitution zwecks Status und Profit früh bedenken lassen. Bis zur nächsten warten müssen, wo doch jede als Stufe auf dem steilen Pfad zur heiligen Liebe ihre Liebeswelt im Liebeswissensbuch reich illustriert dokumentiert hat? Extra alles mögliche schwer zu Formulierende, sagte ich. Literarisch und vor allem malerisch darstellbar, die Sommer sind ihre Farben und Gerüche, die Mädchen auch. Kesser die Röcke nie schwingen als in der Ferienzeit, konnte man 1965 noch sagen und als anzüglich bemerkt verbuchen. Das sind visuelle Sinnbilder der Stimmungen. Alles ist Stimmung gewesen in der Jugend. In der Kindheit ganz und gar durchdringend. Die Stimmen und die Stimmung des Lichts, der Wolken, des Regens, trommelnd, das jaulende Kreischen der motorbetriebenen Brennholzsäge hatte immer auch in mir die Stille entzweigesägt, weil ich in der Atmosphäre war und die Atmosphäre in mir. Alles hatte seine völlig einzigartige Verfaßtheit, das ganze Geschehen vom leidigen Anziehen übers endliche Fortgehen bis zu dem Grün und dem Betongrau des Bunkers und den Himmelsschlüsseln unter dem Himmelblau mit der gleißenden Sonne und dem Mohn unten auf der Wiese neben dem dunkelbraunen und dunkelgrünen unmerklich fließenden Fluß, an dem alle Kinder aufgewachsen sind, im Sommer und auf ihm im Winter.

Oft kurze Zaubereien

Der Zauber, den der Mann so oft erlebt. Jede zweite will dich mit einem Lächeln für ihre Zwecke einnehmen, dafür hat sie es geerbt von ihrer Mutter und Großmutter und dafür hat sie’s vorm Spiegel geübt. Aber mit Ausnahme der Vollbluthysterikerinnen haben sie nur das eine im Repertoire. Außerhalb des Privatlebens. Letztere ist immer und überall privat lebend. Auch beim ersten Besuch fühlt sie sich wie zu Hause, nein, nicht wie zuhause, besser als zu Hause. All the world’s her stage. Sie möchte das Reh sein und die Hirschkuh, gehetzt und überwältigt. Das will er nicht. Er braucht nicht verführt zu werden, er braucht nur eine Einladung bekommen und schon ist eines sicher und alles möglich, was ihn betrifft. Deshalb können Frauen auch nur Männer verführen, die gebunden sind. Sonst? Eine halbe Stunde hat jeder zwischendurch Zeit. Essen geht auch jeder ab und zu gern davor. Oder ins Lokal danach auf ein Bier. Der Ungebundene muß sonst etwas an sich haben, warum sie meint, sie kriegt nicht ohne systematische Anstrengung sein Interesse und schon gar nicht gewinnt sie seine Gunst ohne Höchstleistungen wie die multimediale multichannel Präsentationsserie und schachmeisterliche Vorausplanung aller Gewinn- und Verlustvarianten nach der Eröffnung des dejeweiligen Spiels.

Training für Damen: Das Starter-Package

„Le Lächelrepertoire pour un gelungenen Soir“

Schritt 1: Befreien Sie Ihr inneres Lächeln, indem Sie an das Liebste und Süßeste denken, was sie in der letzten Zeit gesehen haben, bis Sie es zum Angreifen deutlich vor sich haben. Schwupps! – Damit sollte das Regulärlächeln vom Typus FIDWB – „fröhlich in die Welt blicken“ auf Newcomer-Level aus dem Innern herauf und heraus bis ins Gesicht expressieren. Jedenfalls kann man sich dieses spontane Auftauchen der Empfindungen, das durch die Erinnerung bewirkt wird, leicht vorstellen, weil jeder es schon tausende Male in Momenten des Einfallens und des Wiedererinnerns ausgekostet hat. Üben Sie vor dem Spiegel mindestens drei verschiedene Anflüge, die Schneisen, die Flugbahnen, die Navigationsmethoden, die Anflugsinkgeschwindigkeit mit Durchstartreserve, kurz und gut, wie man die drei verschiedenen Anflugqualitäten mit dem Steuerknüppel über die Piste huschen läßt. Das macht das FIDWB zu einem Hauch, einem Windhauch, einen Nebelschleier, einen flüchtig gespendeten Schatten in der mitleidlosen Wüstensonne, einer sanften Brise für die heißen Wangen des nach Labung dürstenden Asphalters, für die bildschirmgebleichten Netzhäute der immer Einsamgewesenen ein Glitzern der Morgensonne. Erzählen sie ihrer besten Zuhörerin mindestens drei verschiedene Geschichten, wie ein Anflug eines FDWB Schicksale gewendet und Reiche gerettet und Geniales inspiriert hat. Aus Eins mach Drei – mit Kombination dabei, meine Damen! Die Dame von Gemütswelt ist keine Spinatwachtel und keine Landpomeranze, mit einem Puppengesicht aus Porzellan hat ihre Seelenauslage nichts freiwillig gemein. Sie macht auch nicht Karaoke. Einfalt ist nicht ihr Ding, sie steht auf Kreativsein und Netzwerken und soziales Engagement. Drei FIDWB-Anflüge inkludieren drei Abflüge von FIDWB, die Exitstrategie ist ebenso sorgfältig zu komponieren wie die des Hereinkommens in das Planquadrat des Manöverluftraums. Bitte beherzigen Sie den guten Tipp aus der Erfahrung mancher unzufriedener Kundinnen: Nichts ist uneleganter als der Anflug eines FIDWB, das die Startbeschleunigung nicht mehr erreicht und auf dem Gesicht notlanden muß, Das ist das FIDWB, das man gar nicht vorhatte! Die Wurzel aller zeremoniellen Grobschlächterei! Geben Sie den Anflugvarianten exotische Namen mit lustigen Avataren! Ein unverbindlich charmanter Anflug unverdienter herzlicher Fröhlichkeit weckt die Dankbarkeit von jedermann. Sich ertappt zu befürchten in der Überschwenglichkeit seiner Lebenslust, befängt den Zeugen dazu, mehr Fallen aufzustellen. Arten von Lächeln und Lachen. Davon sollte eines freundlich, aber unverbindlich sein; das zweite freundlich einladend, das dritte versprechend, was haltbar ist! Machen Sie es mit Video und sehen Sie sich’s auf dem Computer oder am Fernseher an! Sind das drei eindeutig auch für einen Kurz- oder Weitsichtigen völlig verschiedene Signale? Die nur ein Blinder verwechseln könnte? Das ist so eine Gelegenheit, wo man ohne eine kritische Freundin aufgeschmissen ist als Frau. Die bloßen Plaudertaschen sind zu dumm dafür, die Gefühlsaustauscherinnen müssen zuerst eine Green Smoothie Cleanse – Periode einschieben, das dauert 4 Wochen, bis man wieder normal belastbar und konzentrationsfähig ist, um sich darüber klarzuwerden, ob Sie tatsächlich so unverantwortlich sein soll, Ihnen gerade beim Aufreißen von so einem zu helfen – von allen, die herumrennen, gerade so einem – wo man das Herz jetzt schon an den Sollbruchstellen porös werden sieht.
Und was, wen sie ihn dann hat und gut organisiert handelt, dann hat sie Umgang mit einer ganz anderen Szene durch ihn und seine Bekannten und Geschäftspartner, was heißt Umgang, sie gehört dann dort dazu, mit Haut und Haar, und nicht mehr da, wo sie zwei jetzt sind. Und plötzlich, woher plötzlich die Geschmacksrichtung? Hormonumstellung? Hat sie die Pille abgesetzt? Geht sie Alimente lukrieren? Das ist doch unlauter und unfair, auch dem Kind gegenüber. Gerade dem Kind gegenüber. Das kriegt doch alles mit, die ganze faule Geschichte, spätestens ab der Zeugung und Einnistung im Mutterleib wirkt sich alles für die Mutter emotional Signifikante kaum gefiltert auf das Kind aus. Das geht durch und durch, das Psychische. Jede emotinale Wallung und jede Stimmung hat ihr Hormonmuster. Wenn die Stimung zu mies ist, vergiftet sich das Fruchtwasser. Wenn sie ihre Fröhlichkeit wiederfindet, ist alles in Butter für den fischförmigen Somanauten. Nichts Neues, weiß man längst, jeder weiß das, das ist doch Allgemeinwissen. Die Forschung ist substanziell, riesige repräsentative Stichproben.

Gott hört mit

Der Geist des Universums, der Allgeist, der eine Geist ohne zweiten, was weiß ich was für Geisterbeschwörungen noch, Gott ist sowieso der alltägliche Zuhörer bei allen Sorgen, Problemen und Enttäuschungen, er hört sich wirklich alles an. Wir können sagen, wir reden mit uns selbst, oder vor uns hin, leise oder laut, aber bei allem, was uns wirklich nah geht, ist Gott der Zuhörer, an den wir uns wenden, die absolute Instanz, der wir Respekt zollen möchten und auf die wir unterm Strich rechnen können wollen.

Nicht mehr Irritation als man verträgt

Was geschieht, wenn man sich diesen Boden entzieht, ist eine völlige Irritation, weil es keine höhere und bessere Lehre gibt als die der bedingungslosen Liebe. Aus der kommt die Entleerung sowieso. Umgekehrt muß es nicht gehen, die Bedürfnisfreiheit mit der Bedürfnisbefriedigung in Einklang zu bringen ist nicht ohne weiteres eine spontan operierende Logik, und die Askese im Leibhaften ist die Folge der fanatischen Existenzweise im Geisthaften. Mehr ist an dieser Stelle nicht darüber zu referieren, man kommt ohne Inspiration von außen nicht auf die Idee, die konkretere oder diffuse aber stets gleich daseinsrelevante Instanz des absolut Verläßlichen zu vergessen. Oder zu verleugnen, ihr zu entsagen wie einem Laster nach dem Bekehrungsmuster der bekennenden Atheisten, „Werde endlich mündig und erwachsen, du Phantast“, die ihre Sicherheit so absolut verankert haben wie alle bekennenden und alle informellen Spiritualitäts- und Religionszugehörigen an etwas, das am Machen des absoluten Strichs unter alle Rechnungen beteiligt ist.

Neue ….isten

Das auf Anhieb nach ein, zwei Referaten und Diskussionspassagen von New Atheists oder New Islamists mitzukriegen als fundamentalistisch mit all den psycho-logischen Verschränkungen und Modalitäten dieser Mentalität, enttäuscht vage Hoffnungen auf seriöses Denken aus der Freude an der Einsicht willen. Neue ….isten sind daher unter anderem von Vornherein so wie bei einem sogenannten klinischen Wahn durch Fakten oder Vernunft nicht zu Einsichtsgewinn anzustiften. Außer durch lange Liebesdienste, bis Gottes zugeglaubte Eigenschaft der allumfassenden Liebe sie an der Religion mehr interessiert als die Durchsetzung einer Sittenreinigung von der relativistischen Dekadenz (solche Begriffe darf man ohne Ironie wiederholen, der Begriff ist die Autorität des Kommunizierten, nicht der Benutzer des Begriffs, wenn er keine dem Begriffsinhalt widersprechende Zusatzbotschaft gibt).

Altmodische Begriffe

Je altmodischer die Begriffe, desto besser eignen sie sich für die Provokation des Angesprochenen zu einer Erhöhung der Neugier auf den bezeichneten Gegenstand und der anschließenden Neugierde auf die argumentative Erläuterung des Gegenstands anhand der Rechtfertigung der befremdenden Ausdruckweise. Die modernen Begriffe sind Vokabel, Schlagwörter, Sozialkulturstatussymbole, ungenierte Verblödung um der Einschaltsekunden willen. Die modernen Begriffe sind im Maße der Rezenz ihrer Hausse mißbraucht durch die  24/7/365 Marketingkampagnen aus Politik und Wirtschaft und durch die konkordanten privaten Kampagnen der Selbstvermarktung, sein bestes Gesicht zu zeigen und seine beste Figur zu machen. Man muß sie erst reinigen von dem Dreck der Dreckschleudern, die sie im Mund geführt haben und aus ihrer Tastatur geklopft. Man wird klüger mit dem Alter, man wird reifer, man wird gelassener, man wird geduldiger und bescheidener. Schön, nicht!
Du lieber Himmel, Abendspaziergang durch den Nebel auf dem alten Friedhof! Das Grab vorn rechts, gleich das erste in der Reihe, das ist meins! Weil die Freuden subtiler sind, ätherischer, impliziert man sie – träge auf den Leser die eigene entsprechende Grunderfahrung projizierend – mit den oben angeführten Verfassungen und Haltungen, die alle den Leitfaden der Freude im Gewebe haben.

Das Alter ist ein Therapieangebot

Das Alter ist dann spontan therapeutisch induktiv(!), wenn man nicht zuviel gebraucht wird und genug Muße zum Zuschauen hat. Dann kann man sichs’s leisten und alles noch Unerledigte anpacken. Die unverarbeiteten Verletzungen und Enttäuschungen prägender Art melden sich alle wieder wie frisch aus der Kindheit und Jugend gepflückt. Alles Grundsätzliche bleibt so das Leben zeichnend von der Kindheit an, wie es damals zum Lebensgrund gehörte.

Alleinhaushälter in Österreich nach dem Anteil an ihrer Altersgruppe

alleinlebende_alter_oe_stata_2012_comprMan kann Dingen auf den Grund und die Gründe gehen, vor allem, wenn man alleine haust (was zirka ein Drittel der älteren Leute tut) und in Pension ist, beruflich, aber nicht im Leben! Weil man niemand stört mit seinen Monologen und Diskussionen mit Gott und der Welt. Man ist gedrängt nur durch die höchstprivate, höchstpersönliche Not, wie es immer ist. Die Not ist immer der entscheidende Antrieb, aber man kann auch kleine Nöte interessant genug finden, zu schauen, wie man mit ihnen versehen dem Leben gerecht wird.

Man ist sein eigener Therapeut

Man ist sein eigener Therapeut. Darum geht es zu jeder Zeit. Wir selbst müssen unser Leben verantworten und zwar nach unserem konkreten Bezugsfeld von Aufgaben, Zwecken und Zielen, die wir verfolgen und lassen. Zur Verantwortung gehört auch die für das Verstehen, das Durchschauen, das Kapieren, die Erkenntnisse und Einsichten über grobe und feine Kindischheiten, Dummheiten, Feigheiten, Eitelkeiten und über Bürden, die wir tragen, über Opfer, die wir bringen und über Resignation, der wir uns überantworten. Ab 30 sieht man alle 10 Jahre die Welt und das Leben anders. Von weiter oben, mit mehr Überblick. Das kann man als Jugendlicher und junger Erwachsener nicht. Da kennt man das Unvergleichliche des ersten Jahrzehnts, und das Massive des zweiten. Das dritte Jahrzehnt soll, so heißt es, eine gewisse Reife zutagebringen. Früher bei den Bauern, die wir waren, galten 20 als die Grenze fürs Erwachsensein und das heiratsfähige Alter für beide Geschlechter. Heute schreiben die Illustrierten, bis 35 sollte man doch aus dem Elternhaus sein – oder gibt es eigentlich keine Altersgrenze, solang Platz genug ist?

Jede Zeit ist ein Lebensraum zur Anpassung

Daran leiden wir heute, daß wir nicht auf eigenen Beinen stehen können? Die Natur gibt nicht in zwei, drei Generationen die Lust an der Selbstbehauptung und den Triumphen auf, das wäre ihre Selbstbeendigung. Das Schöne daran, zwei bis drei Generationen miterlebt zu haben, ist zu wissen, was alles wie von damals bis heute gemacht wurde, daß draus geworden ist, was wir uns heute aus heutiger Kurzsichtigkeit öffentlich zu erklären suchen. Aber das Verstehen innerhalb der Koordinaten des Gegenwärtigen ist nur für den Helden oder den Asketen keine Verblendung. Jede Zeit errichtet ihre potemkinschen Dörfer, bejubelt die Haute Couture und auserlesene Pracht der neuen Kleider des Kaisers, erklärt alle Kulturen vor ihr als bemitleidenswert oder verachtenswert beschränkt und feiert sich als die Speerspitze des zivilisatorischen Fortschritts. Im Großen der Staaten und Reiche und alten und neuen und neuesten Welten so wie im jeweils nächstkleineren Radius. Der Leser hat’s geahnt, es bleibt nicht aus der Hinweis auf die Subkulturen und die kulturellen Milieus, an denen wir alle auch ohne gezieltes Zutun vielfachen Anteil haben und Anteil nehmen. Die persönliche Verwandtschaft und Bekanntschaft ist schon überschaubar und durchschaubar, ohne die Zeitung zu lesen, am unverstelltesten ist die Wahnbildung in der Familie zu beobachten. Wieder braucht es das Ältergewordensein, um das bisherige Irre als irr, nur bei uns zu Hause als normal behandelt, überall anders für unhaltbar erachtet überblicken zu können. Und das Infame und Hundsgemeine und Grausame so benennen zu können.

Jede Generation öffnet den Zeithorizont weiter

Noch mehr, schon eine Generation mehr braucht es, um die Weitergabe des unaufgeklärten Irren und des ungesühnten Bösen über die Generationen zu sehen, überhaupt sehen zu wollen! Wie aber soll man 24 Stunden Predigt und Propaganda aus den Fernsehkanälen, den Youtubekanälen, den Tageszeitungen online, den ganzen Emailwerbungen widerstehen oder unterscheiden können, was widerstandswürdig und was übergehbar ist? Wenn die verkündete absolute Ethik nur mehr Mord, Raub, Vergewaltigung, Körperverletzung, Diebstahl und Betrug betrifft? Dann ist es schon peinlich, ein moralisches Urteil länger zu bedenken, weil wir aufklärerisch gesagt bekamen, Moral trägt man zu diesem Thema doch schon ewig nicht mehr, mein Gott! Um die Ecke des Gedankens trägt man auch kein Rational mehr mit – wie’s der Zufall will – dem Allerbrandaktuellsten, bis es nicht von gestern ist.

Die Politik als fundamentalistisch laizistischer Postreligionismus

Radikal ans Mitmenschsein geht es, wenn die Kontrolle des Kulturinternen durch keine externen Konkurrenten stattfindet, weil ein totalitäres politisches System religionswertig fundamentalistisch agiert, als wäre die Politik die Religion von Jetzt. Die von der Religion erlösende und sie überflüssig machende … was? „Frohe Botschaft“? Und wenn als Teil des Aktionismus die Gegenkulturen und Konkurrenzkulturen, die es in Gestalt der Generationssozialisationen und der Sozialisation durchs Älterwerden immer überall gibt, heute zahlreicher, weil viel mehr Menschen nicht nur älter sondern steinalt werden, zum Mundhalten und freundliche Nasenlöcher Machen als Armee des Feindes der neuen Zeit und ihrer Erlösungsphantasie des „Weltfriedensreiches, in dem alle alles dürfen sollen und alles kriegen, was ihnen von innen heraus ein Anliegen ist; und keiner mehr sich hinstellen traut und jemand kritisieren, nur weil der anders ist!“ verdonnert sind, findet die entsprechende Anpassung statt. Wenn es keine Sicherheit des Urteils und des Maßstabs geben kann, wie sollte ich mir dann je sicher genug sein, mich für etwas einzusetzen oder etwas anzustreben, das mich Mühe und Opfer über lange Zeit kosten würde? Eine zynische intellektuelle Haltung und eine infantile emotionale Abhängigkeit von Anerkennung ist ökonomisch den Bedingungen der öffentlichen Kultur und dem herrschenden Geist des Lebens als Konsumkarriere angepaßt.

Zur Seelenrettung für die Goßen und die Kleinen

Aber jetzt, meine Lieben, jetzt heißt es, schnell nach der Seele schauen, bei so viel Seelenlosigkeit überm Strich! Auf die Kinderseele und aus ihr und in ihr und mit ihr, die wir zusätzlich zur kompromittierten erwachsenen nach wie vor sind in all ihrem heiligen Lebensernst und ihrer Andacht an die Welt. Damit ihr nicht die Freude verdorben wird. Dafür gibt es nie einen Grund außer kurz dazwischen, wenn was Schlimmes passiert. Nachher nicht mehr. Und ernsthaft unglücklich zu sein, weil manche Dinge zum Schlimmen stehen, wie die Welt es so treibt, wäre auch kindisch für einen Erwachsenen. Wozu gibt es die Freiheit, die den Geist in unsere eigene Obhut gestellt hat und deren Gebrauch dem Leid nicht zürnt.

Die Untersuchung der drei menschlichen Freiheiten

Die Handlungsfreiheit erforscht man in der ersten Hälfte des Lebens, die Willensfreiheit und die Gedankenfreiheit sind härtere Brocken, dafür bedarf es der Befreiung von Ablenkung, der Askese und der Entsagung von Beteiligung am Wichtigtun, der Einsamkeit. Wie es in der klassischen Vorschrift der Lebensstationen für die Brahmanen heißt: Zuerst muß man seine familiären und beruflichen und gesellschaftlichen Pflichten erfüllen, aber dann darf man nicht nur, sondern soll sich zuerst zum Studium der heiligen Schriften in die Waldeinsamkeit begeben und danach bis zum letzten Tag auf dieser Welt hauslos und besitzlos als Bettelasket durch die Welt wandern, wie einen der Geist und der Zufall führt. Die Kontemplation ist das Pendant zum Begriff Selbsterkundung, die Selbsterforschung und Selbstanalyse sind keine Selbstmedikationen, sondern ihr Vollzug unter Anleitung eines Psychotherapeuten ist möglichst eine Eröffnung zu ihrer eigenständigen Praxis oder zumindest dazu, daß man einen Sinn für den Sinn und Zeck der Aufmerksamkeit für das innere Tun bekommt, weil man ihn erlebt hat. Psychotherapie ist wie ein Coaching in der Kunst der Selbsttherapie. Wenn sie schief verläuft, wird sie ein Ersatz dafür. Eine Mobilisierungsgymnastik für einen, der allein keine Lust zum Gehen mehr hat. Weil er nicht weiß wohin. Oder weil er für den Rest seiner Tage getragen werden möchte.

Am Anfang und am Ende Schicksal

Aber was heißt Selbsttherapie. Ein Klient des Lebens sein, man darf auch Patient sein. Das Leiden als Elixier für Selbstüberschreitung verschreibt man sich teils unbewußt teils bewußt selber am laufenden Band. Man stellt sich fortlaufend die richtige Dosis nach Bedarf und Verträglichkeit ein. Was daran erkennbar wird mit der Zeit, ist die ganz andere Gewichtung der Dinge, die man unbewußt vornimmt. Man ist viel unschuldiger und moralischer und treuer und schlechterdings bedingungslos opferbereit. Und man hat im großen Bogen dafür gesorgt, daß sich alles, was man für notwendig hielt, seine Lebensschwüre zu halten, auch erfüllt hat, wie ein unbemerkter aber desto zielsicherer Supervisor, der einem das Nötige unhörbar als Nötiges und unwägbar in seiner Gewichtung zuflüstert. Man erkennt sich als ein sein Schicksal Tragender und unvermeidbar als ein solches Vollziehender. In all der damit gegebenen Freiheit zu allem Menschenmöglichen.   _________________________ Anmerkung 1  Jeffrey E. Barnett, PsyD, ABPP, Allison J. Shale, Gary Elkins, PhD, ABPP, ABPH, and William Fisher: Complementary and Alternative Medicine for Psychologists: An Essential Resource. American Psychological Association, 2014. http://www.apa.org/pubs/books/4317345.aspx

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