„Der Religionskrieg ist einzustellen!“

Der Galgenbaum – Jacques Callot 1632
Es war eine spontane Reaktion der unsichtbaren Invasoren, die als Intelligenzspeziespfleger die Lage im Jahre 1618 in Böhmen betrachteten.
Man schickte Tod durch Bomber und nach dieser drastischen Demonstration der Autorität würde man allen Beteiligten die Botschaft verlautbaren lassen:
„Religionskrieg ist primitiv, barbarisch, falsch, unchristlich und gegen die Tugend und die Würde des Menschen, bedenkt doch bloß, was Plato dazu sagen würde! Selbige unwürdige Monströsität ist daher umgehend einzustellen! Danach ist der Religionskrieg per se als philosophischer und moralischer Irrtum zu erkennen und von den Kanzeln zu predigen: Nie wieder Religionskrieg!“
Es gab Zweifel ob des Zusatzes: „Sonst machen wir euch alle miteinander mausetot!“, vor allem an der Metaphorik mit der Involvierung einer minder intelligenten Spezies. Man hatte geteilte Ansichten darüber, ob man damit nicht eine Kompetenzüberschreitung beginge. Schließlich war man die Behörde für die Pflege der Intelligenzspezies.
Wie die Geschichte zeigt, kam es dann im letzten Moment doch nicht zur Implementierung des Interventionsplans.
Nachforschungen haben Erstaunliches über dieses Scheitern der Mission in statu nascendi herausgebracht.
Es soll am Veto eines Sektionschefs gelegen sein, der den Interventionsstab darauf hingewiesen hat, daß bei einem einfachen Blick ins Jahr 2016 und rundherum wohl keiner der werten Kollegen noch so eloquent wäre, derartig hohe Aufwendungen vor der Direktion zu rechtfertigen.
Auf die befremdeten und sarkastischen Nachfragen der Stabsoffiziere präsentierte er ihnen die holographische Überschau über den Krieg in Syrien, die Bombardierungen durch die Europäer, Amerikaner und Russen und die Nachrichtenkommentare aus der europäischen wie rund um die vernetze Welt von 2015 bis 2018.
Die Reaktionen auf die Vorführung sollen höchst gemischt ausgefallen sein. Keiner konnte zwar noch die Mission befürworten, aber einige wiesen darauf hin, daß sie angesichts der alarmierenden Unterstellung, der Lerneffekt bei den durch die Intervention Aufgeklärten wäre selbst nach 400 Jahren noch nicht erkennbar, doch die Belastbarkeit der journalistischen Informationen durch einen Untersuchungsausschuß zu prüfen wäre.
Man sah letztlich ein, daß keine hinreichenden Verdachtsmomente vorlägen, die berechtigte Zweifel am Realitätsgehalt der Sendung begründen könnten, und kam im Schlußkommuniqué der entscheidenden Sitzung zur Einigung über die Formulierung: „Die müssen sich’s gegenseitig beibringen!“(*)
Der Antrag zur Ergänzung mit: „Da ist leider Hopfen und Malz verloren!“ wurde als protokollarisch fragwürdig abgelehnt. Es stand wieder die Befürchtung im Raum, Hinweise auf minder intelligente Lebensformen des Planeten könnten als Diskriminierung und Kompetenzüberschreitung eingestuft werden.
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* Was sich die Idealisten unter den Pflegern ausgemalt hatten, war eine westliche Reaktion wie: „Wir haben das vor einiger Zeit auch gemacht. Im Nachhinein ist uns klar geworden, es ist Quatsch. Es beruht auf einer Verblendung, sonst ist nichts dahinter. Also seid nicht so blöd und macht euch genau so lächerlich wie wir damals. Wir erklären euch lieber, was der Haken bei der Sache ist und ihr könnt‘ euch die tausenden Toten und den ganzen Schrecken ersparen.“