Einsicht führt zur Psychologie der Selbstverantwortung

 

Die zentrale Erkenntnis aus der Einsicht in die Bewußtheitserscheinungen ist die Tatsache der freien Wahl jedes Gedankens und jeder Handlung.

Verhalten gibt es nicht anders als Handeln. Gefühle gibt es nicht anders als Reaktion auf Gedanken. Stimmungen gibt es nicht anders als Aufrechterhalten von Gefühlen, was wiederholtes Entscheiden zu bestimmten Gedanken bedeutet.

Denken und Handeln sind beides frei gewähltes Tun, innere und äußere Handlungen.

Die freie Wahl allen Tuns ist die erste und letzte Erkenntnis aus der einsichtsorientierten Betrachtung der Bewußtheit in dem Sinne, daß man mehr nicht an Erkenntnis benötigt, um sein Leben lang das Ideal der bewußten Verantwortung für sein Tun anzustreben.

Die gegebene Freiheit der Bewußtheit ist die Grundlage und die Einsicht in sie ist die Bedingung der idealistischen Verwirklichung der Selbstverantwortung.

Die Einsicht in die Freiheit ist jedem von vornherein zu einem großen Teil eine Selbstverständlichkeit, in der Sicht ihrer Ausnahmslosigkeit und Vollständigkeit allein unterscheiden sich die Geister zum Einen, in der Willigkeit, nach bestem Wissen und Gewissen ihr würdig zu handeln, zum Anderen.

Der Unwille zur Mühe, die Freiheit ausnahmslos und vollständig zu würdigen, ist das Motiv, aus dem man die Erkenntnis der Ausnahmslosigkeit und Vollständigkeit der Freiheit vermeidet und und ihre Existenz entweder als willkürlicher Annahme entspringend beurteilt oder als für den normalen Menschen unerreichbares Wissen, nur Erkenntnisfanatikern und Einsichtsspezialisten, Ausnahmen unter den Menschen, die zur Weisheit begabt und berufen seien, vorbehalten.

Alle Gedanken, Urteile, Meinungen, Einstellungen und Haltungen entstammen der freien Wahl der Logik, auf der sie beruhen und zu der sie Anlaß und Grundlage geben.

Alles Denken – und daraus alle Bewußtheit – ist daher willkürlicher und zweckgerichteter Akt und Ausdruck der gegebenen und unentrinnbaren Freiheit des Denkers.

Psychologie aus der Einsicht ist Psychologie der unteilbaren Verantwortung für das Selbst, eben Psychologie der Selbstverantwortung.

Sie ist jedermann zugänglich, der sich mit ausreichender Mühe und Konsequenz der einsichtsorientierten Betrachtung der Bewußtheit widmet.

Sie bedarf keiner Spekulationen, keiner Hypothesenbildung und empirischen Überprüfung ihrer Verwerfbarkeit jenseits der kontemplativen Selbstbeobachtung und Fremdbeobachtung.

Der gesunde Menschenverstand und der Hausverstand sind ausreichende Qualifikation für Hypothesenbildung und empirische Überprüfung, die eine im besten Sinne wissenschaftliche Erkenntnismethode ermöglichen, wenn die einsichtsorientierte Betrachtung als Mittel der Beobachtung zur Anwendung gelangt.

Der Fortschritt im Erkenntnisvorgang hängt allein an der Auflösung und Tiefenschärfe der Aufmerksamkeit und an der Weite ihres Horizonts, der flexiblen Benutzung des Spektrums von Ebenen und Metaebenen des Blickwinkels in verschiedenen Koordinatensystemen und Metakoordinatensystemen.

Die Verwirklichung der Selbstverantwortung ist die Verwirklichung der geistigen Freiheit.

Die Verwirklichung der geistigen Freiheit ist die eigentliche und wesentliche Entwicklungsaufgabe des Menschen.

 

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