Basiswissen EinsPsy Stufe 1
Einsichtspsychologische Begriffsdefinitionen
Grundbegriffe der Weisheitspsychologie verschiedener Kulturen
Grundbegriffe zur Weisheit werden je nach kultureller und individueller Präferenz der Philosophie, der Religion, der Spiritualität oder der Lebenserfahrung (im Sinne einer Erfahrungspsychologie und Erfahrungsphilosophie) zugeordnet.
Mittels einsichtspsychologischer Analyse erweisen sie sich als auf psychologische Phänomenologie bezogen, sei es implizit, weil sie die Prozesse der Entstehung von Weisheit als eine bestimmte Kategorie von Wissen nicht bezeichnen und nicht erklären, sondern allein die Resultate einer bestimmten Erkenntnismethodik, die Wissensinhalte daraus, präsentieren;
sei es explizit, weil sie in symbolische und metaphorische Begriffe gefaßt unmittelbar offensichtliche, beobachtbare, psychische Phänomen bezeichnen und deren Zueinander und Insgesamt nach den relevanten Bedeutungsbedingtheiten erklären.
Freiheit
Freiheit verwirklicht sich dadurch und darin, daß man im aktuellen Orientierungsraum mit frei beweglicher wacher Aufmerksamkeit präsent ist.
Einen Zustand der Freiheit über die Zeit gibt es nur als eine Abfolge der Akte des Einnehmens der genannten Haltung der Aufmerksamkeit.
Freiheit ist freies Tun, sekundär darin ein freies Erleben.
Frei im Erleben und Tun bezieht sich auf die Vorgangsweise bei der Steuerung der Aufmerksamkeit und auf die Absichten dabei.
Frei ist beschreibbar als frei von Befangenheiten oder gar Gefangenheiten, frei von Voreingenommenheiten oder gar vorgefaßten Absichten, frei von Orientierungen, die für die sich zeigende aufmerksamsbedürftige Angelegenheit keinen Nutzen bringen, damit frei von Ablenkungen.
Frei signifikanterweise von sich selbst, von der intermittierenden Befassung mit sich selbst als involvierte selbstbezogene Instanz als zweite Spur der Konzentration im Nebengrund des Vordergrunds der Konzentration auf die Sache mitlaufend.
Befreiung
ist der Akt der Herstellung der unter „Freiheit“ und „frei“ definierten Verfaßtheit des Akteurs der Wahrnehmung und des Handelns, des Täters allen Tuns auf der inneren und auf der äußeren Bühne, als intentional nüchterne, das heißt, ohne Kompromisse mit den Dingen fremden Zwecken.
Kurzdefinitionen
Diese Kurzdefinition haben Zertrümmerungspotenz;
das kann nicht anders sein, wenn sie authentisch den Geist der Weisheit repräsentieren, den wir nur deshalb als den heiligen Geist der Wahrheit und damit des Schrittes zur Wahrheit, der Erkenntnis, bezeichnen, weil wir wissen, wie hart es ist, ihm gleich zu schauen und zu sehen und der ihm gleichen Sicht getreu zu handeln.
Es ist deshalb so schwer, weil wir zuerst genug üben müssen, die Selbstbefangenheit immer wieder und wieder fahren zu lassen, bevor uns die momentane Freiheit von ihr über die unnzähligen Momente halbwegs leicht zu erhalten fällt, weil wir uns an ihre Erhaltung angewöhnt haben.
Sieht der Leser seine Sicherheit in Trümmern voraus, wenn er sich auf die ihn befremdenden Definitionen einließe ohne Vorbehalt, wählt er zwischen dem Weg zur Erhaltung der Gemütsruhe und dem des Fortschritts in der Erkenntnis der Weisheit.
Eigenständig
ist, wer seinen Stand selbst bestimmt;
eigenständig im Sinn der eigenständigen Weisheit heißt spontan, spontan ist, wer sich in jedem Augenblick zur Selbstrechenschaftslegung vor Gott und der Welt bereit findet, weil er das beste Wissen und Gewissen im Rucksack mithat.
Selbstbestimmt
ist, wer selber bestimmt und sich daran hält.
Frei
im Aufklärungssinn ist, wer bestimmt, daß er sich frei sein läßt und sich an diese Selbstbestimmung hält;
im Sinn der Weisheitsliteratur ist, wer bestimmt, daß er frei von sich selbst den Dingen dient.
Weisheit
besteht, wenn jemand sich selbst zur Freiheit bestimmt und sich daran hält, bis er sich daran gewöhnt hat, auf sich selbst freiwillig zu verzichten.
Liebe
ist präsent, wenn nur das Gesehene, Gehörte, Gefühlte, Erkannte und Gewußte im Wahrnehmungsraumzentrum belassen und dies gehalten wird.
Nichttun
ist alles ohne sich selbst tun. Ein einfaches Unterlassen des Engagements mit sich selbst, ein durchgehaltener Verzicht auf diese Selbstverständlichkeit aller.
Mitgefühl
ist ein für den Einzugsbreich der monotheistischen Religion überflüssiger Ersatzbegriff für Nächstenliebe.
Diskussion: Mitgefühl
als, das Gleiche empfinden, ist Mitschwingen, ein physikalischer physischer emotional repräsentierter Vorgang jenseits der Notwendigkeit einer Entscheidung des Beobachters des Bewußtseins;
als, Leidvolles mitempfinden und sich motivieren, etwas zur Linderung des Leidens zu unternehmen, mit dem Begriff Mitleid benannt, ist eine Abwehr der Wahrnehmung des Wahrnehmbaren in der Absicht, die eigene Gemütsruhe wieder herzustellen;
als das, wovon die tibetischen Buddhisten schwärmen als Allheilmittel für das Leiden auf der Welt, ist nur eine Mission, schöngeredet zum selbstlosen Dienst am anderen;
Mitgefühl als psychisches Phänomen ist eine unvermeidbare Möglichkeit aus der Wahrnehmung der Dinge, wie sie sind, in dem üblicherweise impliziten Szenario des Begriffs Mitgefühl als psychische Phänomene angenommen. Das Sehen der Phänomene evoziert den soziobiologischen Ansatz zur Aktion im sozialen Ethiksystem.
Das evozierte instinktive Bereitschaftspotential ist allerdings so gesichert generell auf das interpersonale Muster der Linderung des Leidens des anderen geprägt, daß der Unterschied zwischen dem anderen als Mitglied der eigenen Jäger- und Sammlersippe und als Mitglied einer unüberblickbaren anonymen Sippenverbandsgemeinschaft nicht ins Gewicht fällt. Daher ist es die Aufgabe des den Impuls zur Hilfe erlebenden Beobachters, mit ihm nach nüchterner Beurteilung der konkret manifesten Situation zweckgerichtet zu verfahren.
Das hat die konkrete äußere Sozialbezogenheit als Referenz und die interaktionale Bezogenheit in der Vorstellung dessen, der sich zu einem Akt aus Mitgefühl versucht erkennt, man prüft daher die Wahrhaftigkeit des zur Schau gestellten Leidens oder des ohne Appell in den Blick genommenen, seine psycho-logische und psycho-logistische Kohärenz, falls es authentisch erscheint, die Kohärenz der Fingierung im anderen Fall. Daraus zeigen sich die Bedürfnisse der Gesamtlogik der Situation unabhängig subjektiver Präferenzen für Interpretationen und können gegebenenfalls mit freiem Handeln beantwortet werden.
Mitgefühl ist keine Tugend, sondern das Produkt von Instinkt und Vernunft, im besten Fall von selbstloser Vernunft.
Die Selbstlosigkeit – und das ist der entscheidende Punkt – muß von vornherein auch dem anderen zugemutet werden im eigenen Bedenken und Beurteilen des eben objektiv Besten für das Ganze.
Dies schreit danach, als missionarische Bevormundung zu erscheinen, während die Entscheidung, was ich für den anderen für das Beste halte jedesmal unweigerlich getroffen werden muß, wenn ich nicht in einer Situation mit ihm bin, in der ich seine Selbstauskunft zu Rate ziehen könnte, wenn ich in der Ethik der bedingungslosen Nächstenliebe mein ihn entweder äußerlich oder in meiner Vorstellungswelt betreffendes Tun entscheiden will.
Die einzige Möglichkeit, aus dem Mitgefühl, das jeder verspürt, etwas Tugendhaftes zu begehen, besteht in der erläuterten läuternden Befreiung des Mitgefühlserlebens vom Selbst aller direkt und indirekt Betroffenen.
Indem man nur die Kriterien und Maßstäbe des Geistes der Wahrheit anlegt. Nächstenliebe ist der uns zurecht viel mehr sagende, es besteht keine sachliche Rechtfertigung für die Rede vom Mitgefühl.
(Das man fast schon als „buddhistisches Mitgefühl“ bezeichnen möchte oder es sich schon angewöhnt hat, was das cui bono erklärt und das Statusspiel des quid pro quo in der westlichen Elitekultur im Geschäft mit der Politik für Tibet.)
Individualität
hat man aus dem unvermeidbaren, insgesamt exklusiven, Variationsmodell des physischen und psychischen Genoms, das sich als Ausgangspunkt einer Handlungsgeschichte durch die Lebensgestaltung präsentiert.
Diskussion: Individualität
ist Gegebenheit, nicht Entwicklungsaufgabe oder Entwicklungsziel.
Aufgabe ist die bewußte Wahrnehmung und Verantwortung ihrer Ausgestaltung.
Zwei Menschen unterscheiden sich seelisch nicht tiefgreifender als es ihre Körper tun.
Der spirituelle Weg
ist mit der Anweisung: „Horchen, Auslassen und Schauen!“ schon ausreichend gelehrt.
Wie unter anderem auch mit: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“
So wie mit: „Liebe!“
und „Schau!“
und „Take it easy!“
wird also wofür dann in unzähligen Varianten auf unendlich vielen Seiten an allen Orten und zu allen Zeiten des Langen und des Breiten genauso oft wie des Kurzen und des Schmalen unterrichtet?
Weil der Mensch nicht vom Nektar der Erkenntnis allein lebt?
Nein, weil es unzählige Ziele mit noch unendlicher vielen Wegen gibt, die sicheren und handfesten Lohn versprechen statt unsicheren und flüchtigen.
Verstehen
Die angebotenen oder sich anbietenden Erklärungswege mitgehen. Verständlich machen ist, mitgehbare Erklärungswege vorzeichnen. Dabei ist die Frage der Leichtigkeit oder Schwierigkeit des Zugangs und des Weitergehens jeweils zu berücksichtigen; je nachdem was der Zweck der Übung ist, ist es günstiger, es dem Leser oder Hörer leicht oder schwer zu machen.
Terminologie der Seite
Basiswissen EinsPsy
1
Das Wissen, das einem Ausbildner für Psychotherapie zuzumuten und abzuverlangen ist, berücksichtigt man den internationalen Stand der phänomenologisch-hermeneutischen Psychologie der letzten paar Jahrzehnte.
Zuzumuten und abzuverlangen ist einer solchen Rollenerfüllung, daß man die Lektionen oder Kapitel zu nennenden Seiten aus der Liste Basiswissen Stufe 1 hier in ihrer Referenz und Logik als zutreffend versteht und diese auch im Nachvollzug als zutreffend selbst erkennen kann.
Für die Skeptiker: Der Begriff „erkennen“ kann problemlos durch „bestätigen“ verwendet werden. Als zutreffend bestätigen können, hieße dann, die Darstellung als theoretisch-konzeptuelle und ihre Rechtfertigung durch den Bezug auf Beobachtungen in sich schlüssige und gültige zu erachten. Auch wenn es einem als Geschmacksfrage erscheint, ob man sie vor anderen im Wesentlichen gleichsinnigen bevorzugt, muß sie als nicht nur in sich richtige sondern außerdem als prinzipiell wichtige beurteilt werden, und zwar aufgrund ihrer Thematik und deren Rolle für das Menschsein. „Spannende“ philosophisch-ästhetische und literarische oder essayistische Untersuchungen zur Illustration des Zaubers des unendlichen Universums oder Multiversums des menschlichen Geistes fallen nicht unter diese Kategorie.
Es geht somit um ein rationales Nachvollziehen, rationales Verstehen und Beurteilen von Validität und Relevanz. Atmosphärische Anwehungen und emotionale Anwandlungen darum herum sind kein Kriterium zur Spezifikation des Schwierigkeitsgrades angebotener Erläuterungen.
Im Bestätigenkönnen ist die eigene Sicht als gleiche konstelliert, das heißt zugleich die Uberpersönlichkeit und Unpersönlichkeit der dargestellten Sicht anerkannt, wie es eben als wissenschaftlich verstandenem Wissen zukommt.
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Das Wissen, daß einem fertig ausgebildeten Psychotherapeuten zuzumuten und abzuverlangen ist. Der Unterschied zum Ausbildner ist der, daß der Psychotherapeut verstehen muß, wovon die Rede ist, daß er um die Existenz der untersuchten und benannten Phänomene aus der eigenen Beobachtung wissen muß und die vorgestellten Zusammenhänge als in einem logischen Sinne kohärente und aus seiner beruflichen und persönlichen Erfahrung nicht als falsch konzipiert erscheinen oder nach entsprechender näherer Analyse nicht weiterhin falsch erscheinen.
Der Psychotherapeut muß sie nicht außerdem so nachvollziehen können, daß er zur Position gelangt, „Ja, so ist das und auf diese Art kann man es gültig beschreiben!“
Es genügt, daß er dies für möglich hält und sich nicht ernsthaft über sich wundern würde, wenn er eines Tages merkt, daß er die Angelegenheit selber auch so sieht.
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Zur Information: Diese Begriffsliste ist laufender gelegentlicher Erweiterung geneigt!