Basiswissen EinsPsy Anwendung Stufe 1
Ist Psychologie für Mädchen?
Ja, sagen die Mädchen und studieren es so gern, daß am Ende 80 Prozent der klinischen und Gesundheitspsychologen klinische und Gesundheitspsychologinnen sind.
Ist dann auch Psychotherapie für Mädchen?
Ja, sagen die Mädchen, sodaß 80 Prozent der Psychotherapeuten Psychotherapeutinnen sind. Bei uns. Heutzutage. Früher war das anders. Umgekehrt.
Die Psychologie ist vermädchet. Die Psychotherapie auch schon. Die Psychiatrie ist dabei. Die Medizin auch.
Helfen ist für Mädchen. So schaut’s aus!
Anders bei der Feuerwehr, der Rettung und der Polizei? Ja, sehr anders. Und wo nicht, deswegen, weil der Staat es den Mädchen mit allen Mitteln anpreist, schmackhaft macht und ihnen regelrecht nachträgt und aufdrängt.
Menschliches Helfen, persönliches, von Mensch zu Mitmensch, das ist für Mädchen, wie man sieht.
Hilfsbedürftige, soweit das Auge reicht, Helfer in Wartestellung hinter jeder Hausecke, 80 Prozent Helferinnen.
Am liebsten Kindern, wenn’s geht, Mädchen. Mädchen helfen Mädchen, das ist eine harmonische Welt.
Mädchenspiele für Mädchen, Mädchenspiele für Buben, das ist die Zukunft, wenn es nach den Mädchen geht.
Wenn es weiter nach den Mädchen geht, nur mehr Mädchenspiele. Für alle. Alle sind gleich. Wenn nicht, stimmt was nicht. Alle sind in Wirklichkeit gleich, so wie Mädchen eben in Wirklichkeit sind.
Bubenspiele sind grob und rücksichtslos, Mädchenspiele sind zivilisiert und rücksichtsvoll.
Buben sind egoistisch, Mädchen sind sozial.
Wären die Mädchen an der Macht, gäbe es keine Kriege mehr. Nur mehr Beauty-and-Styling – Meisterschaften und Missis Diva – Wahlen. Und Ehrenmedaillen, vielleicht Ehrenkrönchen und Ehrenschärpen für Verdienste um die Stellung der Frau und der LGBT-Personen.
Alle Kinder hätten das Recht auf einen Säuglings- Kinder- und Jugendlichentherapieplatz auf Krankenkassenkosten. Und es gäbe schon längst eine Impfung gegen Diabetes, Autismus und ADHD, die man im Mutter-Kind-Pass eintragen lassen muß.
Wäre das brachiale Patriarchalische nicht so brachial und nicht so patriarchalisch, hätten wir die psychotherapeutische Grundversorgung schon umgesetzt, weil die an ihm leidenden Frauen und Mädchen eine Stimme hätten. Und eine geschlechterrollenpädagogische Supervision für die Mütter gäbe es auch schon. Denn wir wissen alle aus leidiger Erfahrung, was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.
Die Hoffnung ist, daß die psychologische und pädagogische Fachwelt den Mädchengeist der politischen Prvatsphäre so einbläut, daß in absehbarer Zeit – der Himmel erbarme sich unser, damit wir nicht noch weitere 150 Jahre warten müssen – jedes Mädchen weiß, es kann tun, was es will, es hat das Recht dazu, weil Frauenrechte Menschenrechte sind, und es sich darauf verlassen kann, daß die Menschenrechte unantastbar sind.
Die Buben werden schon sehen. Entweder sie ändern sich oder sie zahlen drauf. Aber dann können sie sich die Jammerei sparen. Wer nicht hören will, muß fühlen. Die Lektion können sie beizeiten vermeiden, es liegt an ihnen, sie brauchen sich nur fügen.
Sie können sich außerdem Tag für Tag ein Beispiel an den Mädchen nehmen, die fügen sich, was das Zeug hält. Sie sind so ehrgeizige Fügerinnen, daß sie sich per Zeitschriften, Fernsehen und WhatsApp ständig auf dem Laufenden halten, welche Fügungen gerade top-aktuell sind.
Ist nun Psychologie die Lehre von der Kunst des sich Fügens?
Meistens. Fast immer. Schon von vornherein. Es sind ja die unfügsamen Kinder, welche die Mütter zur Kinderpsychologin und zur Kindertherapeutin bringen. Auf die Fügsamen sind sie stolz und stellen sie den Unfügsamen als Vorbild hin.
Ein unglückliches Kind weigert sich, unter diesen Umständen glücklich zu sein, wie es Kinder von Natur aus sind.
Ein abwesendes Kind weigert sich, unter diesen Umständen anwesend zu sein, wie es Kinder von Natur aus sind.
Ein unkonzentriertes Kind weigert sich, unter diesen Umständen konzentriert zu sein, wie es Kinder von Natur aus sind.
Ein widerspenstiges Kind weigert sich, unter diesen Umständen handhabbar zu sein, wie Kinder es von Natur aus sind.
Was macht die gute Kinderpsychologin, wenn man sie läßt?
Sie bringt die Mutter dazu, sich der Natur des Kindseins in ihrem Kind zu fügen, statt dagegen zu rebellieren.
Was macht die gute Kinderpsychotherapeutin, wenn man sie läßt?
Das Gleiche. Und beide bringen den Vater auch dazu, falls der das nicht sowieso von allein tut.
Ein Hund gackt(*) nur in die Küche, wenn man ihn dafür nicht hinaus ins Freie läßt. Unter diesen Umständen bleibt ihm angesichts der Bedürfnisse seiner verdauenden Natur nichts anderes übrig.
So ist es mit den Kindern auch. Sie reagieren auf die Umstände, so gut es geht. Und es geht oft gar nicht gut.
Die Mädchen fügen sich gern und geschmeidig, aber es hilft ihnen nichts, wenn die Umstände nur ein sich Fügen ins Unglück, in die Abwesenheit, in die Zerstreuung oder ins Trotzen ermöglichen. Bei den Buben ist es sowieso so, die sind viel weniger fügsam und geschmeidig und daher noch viel mehr auf die Umstände angewiesen.
Warum zahlen die Krankenkassen die guten Psychologinnen und Psychotherapeutinnen nicht dafür, daß sie den Müttern beibringen, wie man seine Kinder entsprechend deren Natur behandelt?
Weil sie keine Unglücklichenkassen sind sondern Krankenkassen.
Da hilft es nichts, daß die Mütter unzufrieden und unglücklich sind mit ihren Kindern, sie kriegen keinen Cent dafür, daß ihnen Fachleute beibringen, wie man mit seinen Kindern zufrieden und glücklich lebt. Und die Väter werden sowieso nicht gefragt, weil Kinder Müttersache sind.
Das stimmt zwar, aber es geht schief für die Kinder, wenn sie als Müttersachen behandelt werden. Und nicht zumindest gleichzeitig als Vätersachen.
Es ginge doch eigentlich zuerst um die unglücklichen Kinder?
Sagen Sie das mal jemandem, und sagen Sie dazu, man muß doch erst einmal herausfinden, was die Kinder so unglücklich macht!
Man kann genausogut mit einem Transparent demonstrieren, „Erwachsene – ändert auch, damit eure Kinder wieder glücklich sein können!“ und hoffen, daß sich die Massen spontan anschließen.
Es ginge höchstens: „Väter, hört endlich auf, eure Töchter unglücklich zu machen!“ und keiner hätte was davon, weil auch die Mädchen so viel nur von den Müttern und den privaten und öffentlichen Ersatzmüttern erzogen werden, wie sich nur im mütterlichen Stundenplan organisatorisch zu arrangieren ausgeht.
Ist Psychologie also für Mädchen?
Ja, aber nur für die großen und nicht für die kleinen.
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* Österreichisch für „kackt“.