Über Erfahrungen

Erfahrungen bedeuten das, was man aus ihnen macht. Das beginnt schon im Geschehen, wie man daran teilnimmt. Wie man die Erfahrungen macht, die man als seine verzeichnet.

Was Gutes, Wahres und Schönes oder was Ungutes, Unwahres und Unschönes. Mit einer guten, wahren und schönen Haltung oder in einer unguten, unwahren und unschönen.

Sie sind ein zweischneidiges Schwert und ihre Mitteilung ist ein Kunststück, dessen Qualitäten erst im geistigen Auge des Betrachters erkennbar werden. Was mir gefällt und mir etwas sagt, braucht keinem zweiten gefallen oder etwas sagen außer Überflüssigem.

Eine Situation kann man beschreiben und wenn man sich nicht literarische Mühe dafür nimmt, sieht sich jeder woanders hin versetzt, als der Erzähler ihn bringen will.

Gleichnisse haben es leichter. Sie sind durch so viele Münder und Ohren editiert, daß die Allgemeinverständlichkeit zwangsläufig daraus folgt.

Hat sich Karl May Winnetou wie Perre Brice vorgestellt? Und Old Shatterhand wie Lex Barker? Es würde mich nicht wundern. Aber es sollte mich. Wäre ich nie ins Kino gekommen, hätte ich Winnetou auf keinem Plakat erkannt.

Old Shurehand kann gar nicht anders aussehen als Stewart Granger und Sean Connery ist der einzige wirkliche James Bond.

So wie Jerry Cotton nur einen Jaguar E fahren konnte, keinen Aston Martin.

Die Bilder und Symbole lassen einen nicht kalt, man nimmt schon Stellung und ergreift schon Partei, bevor man weiß, wer auf sie zeigt, und weiß schon wozu, bevor man einen Hinweis darauf erhält.

Die Erfahrung, die den Meister macht, ist die, welche einer benutzt, um irgendetwas zu bemeistern zu lernen.

Das muß nicht das gewesen sein, was er im Nachhinein glaubt.

Und morgen kommt er vielleicht auch auf den Irrtum drauf.

Das Unerschöpfliche an den Situationen ist, daß sie selbst in der Zukunft, wenn sie nur mehr in der Erinnerung existieren, neues Verstehen hervorbringen, als wären sie eine Quelle, die nicht versiegt.

Da entdeckt man Erfahrungen, von denen man Stein und Bein geschwört hätte, daß sie einem im Leben noch nicht untergekommen sind!, und begreift Dinge, bei denen man gar nicht angenommen hätte, es wäre was nennenswertes Unbegriffenes daran.

Man versteht mit der Zeit auch, wenn man sich dagegen nicht sträubt, ist das der Normalfall.

Über meine Erfahrungen

Meine Erfahrungen sind meine, aber jedermann immer und überall zugänglich, nicht weniger oder mehr als mir. In diesem Sinn sind sie jedermanns Erfahrungen und niemandes zugleich. Herrenlose Wesen, auf der Suche nach einem, der sich ihrer erbarmt und mit ihnen etwas anfängt, was man mit gutem Wissen und Gewissen vor den Sternen vertreten kann.

Meine hier vermittelten Erfahrungen sind die von mir in diesen vergangenen Jahrzehnten fokussierten Erfahrungsmöglichkeiten, entsprungen der Konzentration, die sie zur Realisierung bringt.

In den typischen Mäandern, den Kringeln und spiralförmigen Bahnen, in der Erkenntnis aufgrund von Einsicht und Nachdenken sich von einer Schichte in die nächstiefere und von einer Ebene auf die nächsthöhere erweitert. In einem zentripetalen Bedürfnis nach der Wurzel der Phänomene und zugleich in einem peripetalen, das auf den Überblick zielt, auf die Weitung des Betrachtungshorizonts.

Die Inhalte der präsentablen meiner Erfahrungen sind mit den geläufigen akademischen psychologischen Begriffen der westlichen Gegenwartskultur nicht adäquat auszudrücken, mit den laienpsychologischen der Alltagssprache nur in der – heute bei uns schnell der eitlen oder verblendeten Outrage verdächtigten – Begrifflichkeit der Entwicklung von Weisheit, des gezielten Gehens des Lebens als Lernweg zur Weisheit, zu rahmen.

Dieser ominösen Angeblichkeit, von deren Existenz die heiliggehaltenen psychologischen und philosophischen Schriften unseres und anderer Kulturkreise berichten, als wäre es eben nichts anderes als gerade sie, die Unfaßbare, worum es wirklich und schlußendlich ginge im Leben.

Unsere ureigene westliche Psychologie begnügt sich mit einer der soziobiologischen Entwicklungsebene der Meisterung des Lebens, mit dem Handfesten, für die sozioemotionale Bewältigung des Alltäglichen und des Schicksals von Leib und Leben durch es hindurch, idealerweise mit einem guten Gewissen als sanftes ewiges Ruhekissen.

Das psychologische wie das philosophische Verstehen im näheren und eigentlichen Sinn überlassen wir den Spezialisten, den Fachpsychologen und Fachphilosophen und Fachtheologen; die Soziologen und Historiker und andere rechnen wir dazu und, außer Konkurrenz, aber bevorzugt konsultiert, die Literaten, die Experten fürs Erzählen bedeutungsvoller und inspirierender Geschichten.

Psychologische Systeme zur Beschreibung der Entwicklungsebene der Weisheit gibt es in expliziter Fasson und mit explizitem Kanon an Doktrin und Didaktik erst wieder in Asien, in Indien und auch in China, dort seit der Achsenzeit vor 2500 Jahren und noch länger ohne Bruch als identitätsstiftende Wissenssphäre der Kultur gehandhabt.

Wir haben den Weg zum iPhone und der Marslandung exploriert, davon haben wir uns mehr versprochen.

Ein Beispiel, wie das große Ganze der Erfahrungsmöglichkeiten eines Kollektivs genauso frei und unvermeidbar selektiv zu fokussieren ist wie das Spektrum des Möglichen für das Individuum.

Für den technischen und politischen Fortschritt bedarf man des emotionalen Bemeisterns, des Sozialen und daher des Ethischen. Es führt idealerweise zur Zufriedenheit mit dem Tun.

Das geistige Bemeistern führt, wie es dem vorkommt, der davon nur in den Schriften liest oder auf dem Marktplatz hört, zur scheinbar undefinierbaren oder beliebig identifizierbaren sogenannten Weisheit.

Sie ergibt sich defakto allerdings aus der unprätentiösen Berücksichtigung der eines schönen Tages evidenten und nicht mehr hintergehbaren Erkenntnis der primordialen Gegebenheit der Freiheit des Selbst als Ich.

Sie ist eher mathematischer als Mathematik in ihren Definitionen, und nicht einen Grad fuzzier als eine gewisse Kategorie der Naturgesetzformeln auch.

Das betrifft diejenige Art von Weisheit, die man allgemein die höhere und höchste nennt oder auch die philosophische und spirituelle.

Daß ihre psychologische Grunddimension selten als solche thematisiert wird, hat den Zweck, sich die Selbstzweifel zu ersparen, ob man nicht als Betreiber einer Psyche zu ihrer Entwicklung von vornherein begabt und als Homo Sapiens prädestiniert wäre und vor dem Himmel somit zur Bemühung um sie moralisch verpflichtet.

Der je persönliche Ausgangspunkt für die Erforschung der Ordnung des Menschlichen besteht in der Konfrontation mit der Unordnung im Zwischenmenschlichen und gemeinsamen Menschlichen, die jedes Kind spontan als ungerecht, unrichtig und unwürdig empfindet – das heißt, der Korrektur nach den Prinzipien der Gerechtigkeit, Richtigkeit und Würde bedürftig.

So erzieht es sich selbst dazu und untersucht, wie man den anderen dazu verhelfen könnte. Ein guter Anfang.

Als hochqualifizierte Laienpsychologen und Laienphilosophen kraft unseres Erbes neigen wir zur Arroganz.

Der Mensch im Geschäftsmodus hält die akademische Psycholgie unserer Breiten – leider zu Recht – für hanebüchen, banal und irrelevant, da bleibt er Realist.

Das in methodisch adäquater Weise erworbene psychologische Wissen der Psychologie orientalischer Breiten nimmt er beim Schopf seiner Exotik in Bild und Begriff und schert es über den gewohnten Kamm, er tut es schnurstracks als philosophische Spekulation ab oder zusätzlich als esoterisch und religiös im Sinn von dogmatisch um der Macht der Priesterschaft willen.

Daß weder Laotse noch Buddha noch sonst ein großer Weiser ethisch und idealistisch phantasiert haben, jedenfalls in gewissen fundamentalen konkreten Grundlagen nicht, sondern unermüdlich den Bewußtheitsprozeß beobachtet, bis sie die maximal zugängliche Tiefenscharfe verläßlich für die mikroskopische und makroskopische Untersuchung benutzen konnten, das ist die unheroische und unmythische Realität.

Das Beste und Schlimmste dabei, Hinz und Kunz, der Mann von der Straße und die Frau vom Chefinnensessel können es nachprüfen, es ist nur eine Frage der Konsequenz im Training des Auflösungsvermögens der Wahrnehmung!

Alle erforderliche Begabung bringt man per menschlicher Geburt schon mit und jede Lebenssituation ist als Labor gleich gut geeignet wie jede andere.

Ob einer froh oder unfroh auf die Botschaft reagiert, liegt an seinem Belieben.

Ein Nachsatz, den man sich nicht ersparen darf, will man nicht der Versuchung zur Sentimentalität anheimfallen!

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