Was ist Einsichtspsychologie?

Notizen aus der Praxis

Einsichtspsychologie ist kein Entwurf einer Psychologie, sondern das Aufschreiben, das Notizenmachen von Beschreibungen aus einer  anthropologisch universal geübten Praxis der psychologischen Forschung.

Notiert wird die Psychologie, die aus der Einsicht entsteht, und ihre Anwendung auf die Selbsterkenntnis und empathische Erkenntnis des anderen Selbst.

Ihr Inhalt verdankt sich der Methode. Ihre Methode ist die Betrachtung (Kontemplation). Sie führt zu Einsicht mittels Selbstoffenbarung der Logik der Phänomene, der Geister, deren Kinder sie sind.

Ihre Evidenz ist die Nachvollziehbarkeit in der logischen Einsicht wie in der Lebenspraxis; und zugleich und von vornherein auch in der Methodik, zu ihr zu gelangen.

Ihre Präzision stammt aus der Meditation in der formalen wie in der kontinuierlichen Übung (Nachmeditation), in anderen Begriffen, aus der Übung des Erlebensgewahrseins, das sukzessive von der Rezeption des Erlebensinhalts zurück führt zur Erlebensinstallation und zur Erlebensintentionalität. Zuletzt zur Erlebensintention im Zusammenhang der Lebensprojekte.

Einordnung der Einsichtspsychologie

Alle Psychologierichtungen und -kategorien entstammen im Ausgang und zu einem gewissen Anteil der Ausführung der Betrachtung, einige fundamental und weitgehend so, man denke an die Klienzentrierte, Gestalt, Existenzanalytische, Daseinsanalytische, Taoistische und Buddhistische Psychologie, in analoger Konsequenz einschließend dazu noch Sufische und Yoga-Psychologie.

Einsichtspsychologie bezieht sich auf die möglichst unverfälschte phänomenologische und hermeneutische Erfassung wie Darstellung des Psychischen, in der Symbolik, Metaphorik und Mythologie der Vermittlung dienen, aber keine eigene Bedeutungsautorität und Konzeptkreativität entwickeln.

Psychologie muß so universell gültig sein wie Humanbiologie, um dem Menschen in seiner Essenzialität gerecht zu werden. Eine kulturell beschränkte würde diesem Kriterien nur entsprechen, würden alle Teil der beschränkenden Kultur.

Zugleich muß die Erarbeitung, die Erforschung und Lehre so wie die Anwendung dieser Psychologie kulturunabhängig möglich sein und kulturinvariate Phänomene von kulturvariaten unterscheiden lassen.

Ideal gesprochen, muß es jedem gesunden Individuum seit der Entwicklung des modernen Menschen möglich sein, bei entsprechendem Interesse durch Selbsterkenntnis und Fremderkenntnis auf diese Psychologie zu kommen oder ihre Darstellung nicht nur zu verstehen, sondern mittels nachprüfender Forschung ihre Aussagen als evident realitätsgerecht bestätigen oder als evident realitätswidrig vewerfen zu können.

Im Folgenden werden einige Begriffe der Psychotherapie und der psychotherapeutischen Psychologie in aus der Sicht der Einsichtspsychologie wesentlichen Bedeutungen bestimmt.

Psychotherapie

Psychotherapie als Klient zu machen, bedeutet, sich von jemandem dabei helfen zu lassen, mit sich selbst in Einklang zu kommen. Psychotherapie als Therapeut durchzuführen, bedeutet, jemandem dabei helfen, mit sich in Einklang zu kommen.

Psychotherapeutisches Können

Die psychotherapeutische Kompetenz des Therapeuten besteht darin, im Prinzip jedem, der zu diesem Zweck zu ihm kommt, helfen zu können, mit sich in Einklang zu kommen. Die Kompetenz des Klienten besteht darin, sich dabei erfolgreich helfen zu lassen.

In genauerer Betrachtung inspiriert der Psychotherapeut den Klienten, sich mit sich selbst in Einklang zu bringen. Ob die Inspiration entsprechend aufgegriffen und benützt wird, liegt in der Hand des Klienten.

Noch präziser: der Therapeut versucht, den Klienten zu inspirieren, aber der Klient entscheidet, was er als Inspiration aufnimmt und verwertet oder nicht. Zugleich inspiriert der Klient den Therapeuten, ihn zu inspirieren, sich mit sich in Einklang zu bringen.

Dafür ist laut Arbeitsvertrag zwar eine grundsätzliche Vorentscheidung getroffen, aber die Verwirklichung des geplanten Unternehmens hängt am Verlauf des Dialogs, der stets aus der Situation neu und frei, daher nicht vorhersagbar, gestaltet wird.

Der Klient, der sich hinsetzt und eine Antwort auf die Frage verlangt, was soll ich tun, um meine Mitmenschen zur Vernunft zu bringen, inspiriert auf andere Weise als derjenigen, der sagt, einerseits will ich x, aber andererseits tu‘ ich doch immer wieder y.

Einklang im ersten Fall heißt der zwischen Wollen und Können, zwischen Planen und Ausführen, zwischen Meinung und Aktion. Im zweiten Fall geht es um den mangelnden Einklang zwischen unvereinbaren Strebungen.

Wer sagt, ich will x und versuche x, aber nach kurzer Zeit gebe ich es auf, es ist mir zu frustrierend, sucht den Einklang zwischen Zustimmung und Ablehnung, zwischen Überzeugung und Gegenüberzeugung.

Psychotherapeutische Methodik

Der Weg zum Einklang ist verschieden je nach Ausgangssituation, daher auch die Interventionsweise des Therapeuten, das heißt, wie er mit dem Klienten umgeht, wie er auf ihn reagiert und wie er auf ihn einwirkt mit dem Zweck, ihn zum nächsten sich anbietenden Integrationsschritt zu inspirieren.

Die Situation selbst bestimmt die Methodik des Inspirierens.

Ein Präjudizieren der Situation ist der häufigste Grund dafür, daß der therapeutische Dialog nichts fruchtet für den Klienten auf dessen Weg zur Übereinstimmung mit sich selbst.

Das gilt auf beiden Seiten.

Der Therapeut allerdings ist darin an sich geübt, trainiert, ausgebildet und hoffentlich auch dafür begabt, der Situation entsprechend vorzugehen, aber er steht zugleich unter den Präjudikativen des ideologischen Systems seiner Ausbildungen in Psychotherapie, den Begriffen, Modellen, Theorien und Interventionsmethoden, die für verschiedene Schulen der Psychotherapie charakteristisch sind.

Nur ein einsichtspsychologisches Grundmodell verzichtet auf schulenspezifische Präjudikative.

Andererseits folgen die meisten Therapeuten im Lauf der Zeit und Erfahrung einem integrativen Grundmodell von Theorie und Methodik, in dem die Frage entscheidet, welche Sichtweise und welches Herangehen in der jeweils gegebenen Dialogsituation mit diesem Menschen, unter den jeweils gegebenen Umständen, ihn zu Integrationsschritten zu stimulieren verspricht.

Ein einsichtspsychologisches Grundmodell des Psychischen

Diese Flexibilität hat ihre Grenzen, wo alle therapeutischen Richtungen, die jemand berücksichtigt, oder der Berufsstand der Psychotherapeuten als solcher bestimmte Präjudikative normativ setzen, und der einzelne Therapeut diesen Tribut zollt.

Darüber hinaus stehen Klient und Therapeut unter dem normativen Einfluß der je aktuellen Gegenwartskultur, ihres Geistes und Zeitgeistes.

Es ist daher im Sinne einer bestmöglichen Psychotherapie zu prüfen, welche Präjudikative philosophischer, spiritueller, ethischer und politischer Ideologie einer authentischen Erfassung der Phänomene der Conditio Humana, wie sie sich im subjektiven Erleben und Handeln äußern, verträglich, weil strukturell analog oder äquilog sind, und welche unverträglich, weil strukturell konträr oder verfremdend sind.

Für diese Überprüfung benötigt der Psychotherapeut einerseits das Wissen aus der systematischen, sei es einer formellen oder informellen, meditativen Erforschung des eigenen Bewußtheitsprozesses, die Übungspraxis der Einsicht in die Natur des bewußten Erlebens und Handelns; andererseits das Wissen aus der kontemplativen Erforschung der für den Menschen entscheidend relevanten Organisationsformen des Selbst und des Gestaltens seines geistigen Universums.

Das ist mehr als der Bereich des Operativen, Funktionalen, Bewußtheitstechnischen, nämlich der Bereich der Zwecke und damit der Zweckhierarchien und der Werthierarchien, denen sie entsprechen. Die Frage, worum geht es dem Menschen. Die nach den anthropologischen Konstanten, die jeder auf seine individuelle und persönliche Art verwirklicht.

Selbst eine radikale Hellsichtigkeit für die Logik des Augenblicks und der sich entfaltenden Bedeutungsstränge reicht nicht für Psychotherapie oder Selbstverwirklichung oder Selbstaufklärung. Weil eben nicht spontan bewußt wird, was man nicht bereit ist, bei vollem Tageslicht zur Kenntnis zu nehmen.

Die größeren Zweck- und Sinnzusammenhänge bilden sich nicht unmittelbar im dialogischen Geschehen ab, auch nicht in der Logik der Lebenssituationen. Erst spät im Leben ist vieles Frühere und Wegbestimmende lebenspraktisch tolerierbar und daher erkenntnisreif. Grundsätzlicher: nur was verarbeitbar ist, wird erkenntlich.

Der Mensch braucht daher den langen Atem des Nichtverstehens und der Psychotherapeut tut gut daran, dessen Erforderlichkeit auch dem Klienten deutlich zu machen, wenn die Enttäuschung  im Forschungsprozeß nicht zur Resignation im Erkenntnisstreben führen soll.

Die unbedingte Gerechtfertigtheit des Menschlichen

Eine Theorie, die das Operative des Bewußtheitsprozesses als Zweckverfolgung erkennt und keinem Lust/Unlust-Präjudikativ anhängt, kann Leidvolles wie Freudvolles gleichermaßen verstehen und als Schritte im Erfüllen der den Menschen bestimmenden Zwecke erkennen.

Eine Theorie, die Leid als Irrtum, Fehler, Schwäche, Mangel oder Störung ansieht, beraubt sich des Verständnisses der Conditio Humana apriori. Jedenfalls müßte sie sich zuerst mit einer leidakzeptierenden Theorie vergleichen, um ihren Erklärungswert im Vergleich festzustellen.

Sie beraubt sich der Annahme, daß der Mensch so wie das Tier und die Pflanze, denen sie dies ohne weiteres zugesteht, in seinem Tun und Lassen aus seiner Natur gerechtfertigt ist.

Sie beraubt sich der Nullhypothese allen Lebensformen gegenüber, kann man es beschreiben; was ein unwissenschaftlicher und antiwissenschaftlicher Zugang ist, eben ein bloß – und wohl im Regelfall letztlich auch unreflektiert über ein oberflächliches Niveau hinaus – ideologischer Zugang. Der Mensch wird ins Prokrustesbett gesteckt und zurechtgehackt, worauf man dann sein Wesen zu erklären sucht.

Der Idealismus des Menschen

Für einen Schimpansen würde alles zutreffen, was an defizitären Qualitäten und schwerwiegenden Funktionsmängeln dem menschlichen Bewußtsein und dem menschlichen Denken zugeschrieben wurde im Lauf der Kulturgeschichte? Sinngemäß!

Menschen haben andere Prioritäten, als sich die Zeit unterhaltsam und guter Stimmung zu vertreiben: Sie streben lebenslang nach der Verbesserung der Welt. Die Unterhaltung und die gute Stimmung soll dabeisein, wenn es geht. Wenn nicht, kann man auch nichts machen.

Diesen Idealismus kann man nicht eigentlich übersehen, aber es erfordert Demut, ihn als das Entscheidende und Wesensbestimmende des Menschen anzuerkennen. Wir wollen auf unsere Lust am Verurteilen nicht freiwillig verzichten. Zu viel Halt hängt daran. Das System von Normerfüllung und Normverfehlung gibt Sicherheit. Handelt es sich um absolute Normen, absolute Sicherheit, Grundsicherheit, Grundvertrauen.

Und zuviel Antrieb hängt am Verurteilen. Je überzeugter ich den Fehler des anderen oder meinen eigenen verurteile, desto sicherer kann ich mir sein, im Schauder vor dieser Verurteilung mich beim nächsten Mal zusammenzureißen und das Gute entgegen der Versuchung zum Bösen zu tun.

Gut und Böse, absolut, gesichert als Gut und Böse, das ist der Grund. Darüber die Bereiche, wo Abwägen und von verschiedenen Seiten Betrachten angebracht sind. Richtig und Falsch, menschlich so, für einen Menschen, bewegt uns als Erstes und als Letztes. Wird etwas der Würde des menschlichen Ideals gerecht, als Streben nach bestem Wissen und Gewissen?

Unabhängig von der Art der Vermittlung durch Sozialisation und Kultur und Bildung, es geht dabei immer primär und konsequent um die Gerechtigkeit den Mitmenschen gegenüber und das Gerechtwerden den Idealen gegenüber.

Ebenso unabhängig von Kultur und Epoche ist der biologische Imperativ zur Prokreation auf bestmögliche Weise durch den idealistischen Imperativ, über die Perfektion des Technischen, das uns das Leben als Weltveränderer leichter macht, alle Verhältnisse nach der Liebe in ihrer existentiell reinen Form der Unbedingtheit auszurichten – soweit es jeweils möglich erscheint und machbar ist.

Der Liebe, die als Ergebnis der Betrachtung des Lebens und des Menschens existentiell logisch, aus der existentiellen Realität sich ergebend ist.

Die Person als Maske

Nur Kinder wagen es, offen idealistisch zu sein. Ihnen ist es noch nicht bewußt, daß eine andere Haltung überhaupt möglich wäre.

Erwachsene haben sich so oft schon die Finger verbrannt, daß sie eine verharmlosende Ausdrucksweise ihres idealistischen Strebens zur Schau stellen. Die einen vor der rohen Verletzung dessen, was einem heilig ist, bewahrt.

Daß sie zugleich eine den Idealismus entwertende, ihn halb belächelnde, halb bewundernde Haltung einnehmen, als stünde er Kindern und jungen Leuten zu, aber wäre ein Zeichen von Unreife für den Erwachsenen.

In sarkastischen oder gar zynischen Zeiten wird der Idealismus nur ängstlicher und konsequenter verborgen.

Wobei auch in scheinbar idealistischen Zeiten ein pathetisch zur Schau gestellter Idealismus von der Scham über den weniger gloriosen wirklichen und des eigenen halb hilflosen Ringens in ihm ablenken soll.

Die Natur des seelischen Leidens

Wir leiden, wenn wir nicht mit uns selbst in Einklang sind. Wir leiden, um uns durch das Leiden dazu zu motivieren, den inneren Mißklang, den inneren Konflikt unter die Lupe zu nehmen.

Die Sichtweise bedingt die emotionale Reaktion, die Emotion hat keinen Samen und keine Dynamik in sich jenseits des gefühlshaften und stimmungsmäßigen Beantwortens der Sicht der Dinge.

Dieses in den Blick Nehmen des Konflikts heißt, die störende Seite, das sich aus sich selbst aufdrängende Widrige zu untersuchen, statt es als zu überwindendes Hindernis einzuordnen, bevor man die Prüfung vorgenommen hat.

Die geistige Stagnation vieler, die eine bewunderte Autorität an Meditationserfahrung sind, entsteht aus der nicht als solche bewußten und widersagten Versuchung, unangenehme Aufwallungen des Gemüts gleich wieder gezielt zu entspannen; auf der anderen Seite, den angenehmen, leichten und freien freie Fahrt zu lassen. Wie sollen sie dazu kommen, ihre Begrenzungen und Beschränkungen aufzulösen, wenn sie den Konflikt daraus nicht störend erleben?

Es gibt keine psychische Willkür, die auftauchenden Gedanken sind mit einem guten Grund und zu einem guten Zweck an die Oberfläche gekommen. Ob sie einem willkommen oder unwillkommen sind, sollte man verünftigerweise erst beurteilen, wenn man ihren Sinn und Zweck für das eigene Kreuchen und Fleuchen hier verstanden hat.

Im Hinblick auf die ärztliche Fachsprache, welche derzeit oft für Psychologisches verwendet wird, ist zu sagen, die Symptome entstehen und quälen einen, damit man sich mit dem in Einklang versetzt, was der Zweck ist, dem sie Gehör verschaffen wollen.

„Hallo, mein Lieber, etwas läuft falsch, du mußt da etwas ernstnehmen, was du nicht so beachtest, wie es zu beachten ist! Bevor du das nicht angehst und es nach bestem Wissen und Gewissen zu verstehen und zu meistern versuchst, wirst du ganz einfach keine Ruhe haben!“

Diese Drohung ist eingehalten worden in den Fällen, wo Menschen zum Seelsorger oder zum Psychotherapeuten gehen. Manche, die nicht so leicht nachgeben, auch zum Psychiater oder inzwischen sogar zum Hausarzt.

Da kann das Symprom noch so laut schreien, „Beachte meine Not!“, sie gehen zum Arzt, der soll es ihnen wegmachen, und aus. Dafür gibt’s die Medikamente schließlich.

Das ist die Freiheit, Appellen Gehör zu schenken oder sich taub zu stellen. Das ist der Versuch, den eigenen Willen gegen das Gefühl und den Körper durchzusetzen, die Kontrolle wieder zu erlangen, der Preis ist zweitrangig. Was man dabei eventuell lernt, ist genau das, daß es, ohne auf das Leiden verstehend zu horchen, keine Erlösung von ihm gibt, mit der man sich nicht selbst entwürdigt und entmündigt.

Die psychische Logik, die zur Lustlosigkeit oder Ängstlichkeit oder Schlaflosigkeit führt, ist nicht aus Molekülen sondern aus Gedanken aufgebaut. Die Beurteilung von Sinnerfüllung und Sinnverfehlung oder Sinnmangel vergeht von allein, wenn sie nur einer Reizung der Nerven zu verdanken ist. In der Dauergereiztheit verbleibt man nur, wenn es sich unterm Strich auszahlt.

Die Unabdingbarkeit des Leidens

Unterm Strich beginnt das Verstehen und das Würdigen des versteckteren Wollens und Tuns als das, was es ist, zielgerichtetes Verfolgen idealistischer Projekte. Zum Segen für alle Betroffenen, als Beitrag zur Evolution des Menschlichen.

Unterm Strich ist man dazu angehalten, sich an sich selbst anzupassen, sich mit sich selbst in Übereinstimmung zu bringen.

Lernen geschieht durch Versuch, Erfolg und Scheitern, das liegt in der Natur der Dinge. Radfahren lernt man so. Sinnerfüllung lernt man genau so.

Wenn man Radfahren trotz der anfänglichen Stürze lernt, wieviel mehr Ausdauer hat man bei lebenssinnstiftenden Unternehmungen!

Unbewußt und bewußt

Wir entscheiden nach logistischen und logischen Gesichtspunkten, was wir bewußt zur Verfügung haben und was wir lieber unbewußt behandeln. Aber wir sind deswegen keiner anderen Logik verpflichtet in den Dingen, die wir unbewußt verfolgen.

Es sind wir, wie wir glauben und denken, die wir sowohl auf der unbewußten wie auf der bewußten Ebene unser Leben orientieren und unsere Unternehmungen betreiben.

Wir sind unbewußt mehr von uns als bewußt, mehr wir selbst, vollständiger wir selbst.

Wir können uns alles zu bedenken, zu überlegen und zu beschließen leisten, was uns nach unserem bewußten und begrenzten Fassungsvermögen zu viel wäre.

Wir sind nicht weniger oder eine primitive Version von uns oder eine regredierte und regressive, eine unreife und verzweifelte oder verlorene Version unserer selbst.

Wir haben nur nichts vergessen und nichts beiseite geschoben, was uns jemals am Herzen lag, sondern halten diesem die Treue.

Und wir leugnen daher den einfachen, unschuldigen, naiven und direkten Idealismus des Kindes nicht, sondern leben vielmehr, sozusagen insgeheim, den eigenen Gelöbnissen und Eiden zu dem, was uns heilig ist, gemäß.

Zum Psychotherapeuten wie zum Seelsorger

Menschen gehen zum Seelsorger, um sich die Versicherung über das absolut Gültige und damit absolut Verläßliche zu holen, auf das sie sich stützen, mit dem sie sich trösten und ermutigen können.

Das Gleiche suchen sie beim Psychotherapeuten. Er, so hoffen sie, vertritt das, woran sie glauben. Er hat den Sinn dafür, das Verständnis davon und ist imstande, sie an das Wesentliche zu erinnern, wenn sie selbst daran zweifeln.

Denn das scheint ihnen zu fehlen, das Vertrauen, aus der Talsohle des Leidens auch wieder herauszufinden und geläutert, mit mehr Weisheit als zuvor, wieder guten Mutes ihre weiteren Unternehmungen betreiben.

Die Vereinbarung des ursprünglich unvereinbar Erscheinenden bedarf der Überschreitung des gewohnten Horizonts dorthin, wo sich weitere Blickwinkel eröffnen, von deren Warte die Dinge neu, anders und in sich gerechtfertigt erkannt werden.

Dorthin, wo eine tiefere und höhere Bedeutung als die der alltäglichen Pragmatiken und Agenden das Maß der Beurteilung darstellt und das Heilige, Ideale und Absolute angesiedelt sind.

Wo es um das Wahre, Schöne und Gute geht – im immer strebend sich Bemühen.

Das Böse

Wie kommt aus dem angeblichen Idealismus das Böse, das Gemeine, das durch und durch Niederträchtige?

Verblendung und Besessenheit.

Es geht der Stolz mit uns durch und wir lassen ihm die Zügel schießen. Der Galopp durch Dick und Dünn ist gar zu ekstatisch.

Zurückschauen macht einen schwindlig, so hoch hat man sich schon erhoben.

Dann heißt es durchhalten. Augen zu und sich um jeden Preis im Sattel behaupten. Mit verbissener Konsequenz.

Das ist immerhin der Sieg über sich selbst, der Angst vor dem wachsenden schlechten Gewissen die Stirn zu bieten.

Später sind es die Bequemlichkeit, den Plan der Vergangenheit neu zu zeichnen, die argen Scherereien mit der Gegenwart und die fragliche Zukunft.

Das zahlt sich auch nicht mehr aus. Wer sagt, daß es eine Hölle wirklich gibt?

einpsy_tel-text_contr_295x45

Weiterempfehlen, wenn's empfehlenswert erscheint!