Zur Pflicht zur Weisheit

 

1

Das Wissen kommt nicht

aus der Erkenntnis
sondern umgekehrt
 
es freut sich die Welt
über den, der sie erkennt
 
denn vor uns
hat das noch keiner versucht
 
kein Wunder
daß sie uns verwöhnt
 
je mehr wir denken
desto weniger glauben wir
daß wir wissen
 
weil wir unsere Magie
so ehrgeizig betreiben
 
leisten wir uns das Wissen nicht
sicher ist sicher!
 
Denn im Rachen des Räubers
war alle Hoffnung umsonst

 

2

 
Wenn die Alten weise sind
machen die Jungen alles richtig
 
Wehe den Jungen
denen die Alten verblöden
 
Dreimal wehe denen
die es nicht schert
 
wie hungrige Geister
suchen die Toten sie heim
 
gierig danach
sie zu besitzen
 
wie Besessene
rennen sie kreuz und quer
 
wie Maulesel
trotten sie im Kreis
 
törichter
als das Schicksal erlaubt

 

3

 
Wehe den Eltern
deren Kinder über sie herrschen
 
Wehe den Kindern
die über ihre Eltern richten
 
das sinnlose Wort
übertönt den wortlosen Sinn
 
doch die Seelen
der Geborenen wie der Ungeborenen
vom Anfang bis zum Ende
haben ein feineres Gehör als die Ohren
 
Kein Nutzen bleibt unbelohnt
kein Schaden ist nicht zu bezahlen
 
die Bürde, die du nicht trägst
packst du deinem Kind auf die Schultern

 

4

 
Die Verstocktheit stärkt
die Kraft, die sie uns nicht üben läßt
ist von der Art
mit der man versteht
 
die Jugend muß tun
das Alter muß verstehen
 
gebt die Verstocktheit ab
bevor ihr unter dem Türstock zaudert
und euch keinen Zentimeter mehr von der Stelle rührt
und keine zehn Pferde euch mehr voran bringen können
 
angesichts der hohlwangigen Ödnis
die euch entgegenstarrt
 
das Alter duldet keine Kraftverschwendung
wollt ihr euch nicht schämen
 
im Rückblick zuletzt
der nicht aufhören kann

 

5

 
Der Reiche, der seinen Reichtum nicht genießen kann
tut uns von Angesicht zu Angesicht leid
und wir freuen uns
daß wir sein Glück nicht gehabt haben
 
Der Zeitreiche, der seinen Reichtum an Zeit nicht genießt
ist von sich selbst schockiert
legt sich 1000 Ausreden zurecht
und malt sich 1000 Auswege aus
 
Die Zeit ist der einzige Reichtum
den wir brauchen
um uns zu sammeln
aus der großen Zerstreuung
 
der zerstreute Professor
ist eine Kapazität
weil er sich von der Erkenntnis
nicht unnötig ablenken läßt

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